Kommentar |
In Untersuchungen zu schulischen Bildungserfolgen wird im Rahmen von Zeitreihenanalysen verstärkt seit Beginn der 1990er Jahre ein relativer Leistungsabfall der Jungen im Vergleich zu den Mädchen wahrgenommen. So sind Jungen beispielsweise proportional häufiger an Hauptschulen vertreten und verlassen die Schule häufiger ohne einen Abschluss, während Mädchen an Gymnasien überrepräsentiert sind und häufiger die Allgemeine Hochschulreife erlangen als Jungen. Ausgelöst durch derartige Befunde kam es in der Forschung zu einer interdisziplinär breiter geführten Diskussion, in der von Jungen als den „neuen Bildungsverlierern” (Diefenbach 2010), bzw. von der „Umkehrung eines sozialen Stratifikationsmusters” (Quenzel & Hurrelmann 2010) die Rede war.
Das Seminar beschäftigt sich zum einen mit empirischen Studien, die die Veränderungen in den Bildungschancen der Jungen und Mädchen in den Blick nehmen, z.B. hinsichtlich von Kompetenzen, Bildungsbeteiligung und Zertifikatserwerb. Zum anderen werden theoretische Erklärungsansätze vorgestellt, die die geschlechtsspezifischen Bildungsungleichheiten, insbesondere zuungunsten der Jungen, einzuordnen versuchen, wie z.B. die Feminisierung der Schule, der Geschlechtsrollenansatz und die Bewältigung psychosozialer Entwicklungsaufgaben. Ziel des Seminars ist das Kennenlernen unterschiedlicher theoretischer Ansätze im Hinblick auf geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten und deren Verknüpfung mit empirischen Forschungsbefunden sowie der Interpretation und Diskussion der Ergebnisse. |
Literatur |
Ausgewählte Literatur:
Buchmann, C.; DiPrete, T. A.; McDaniel, A. (2008): Gender Inequalities in Education. Annual Review of Sociology, Vol. 34, S. 319-337.
Hannover, B.; Kessels, U. (2011): Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer? Empirische Evidenz für Geschlechterdisparitäten zuungunsten von Jungen und Erklärungsansätze. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Jg. 25, Heft 2, 89-103.
Quenzel, G.; Hurrelmann, K. (2010): Geschlecht und Schulerfolg: Ein soziales Stratifikationsmuster kehrt sich um. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 62, S. 61–91.
Stanat, P.; Bergann, S. (2009): Geschlechtsbezogene Disparitäten in der Bildung. In: Tippelt, R.; Schmidt, B. (Hrsg.): Handbuch Bildungsforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 513-527. |
Leistungsnachweis |
BASOZ 42 aktive Teilnahme und ggf. Große Hausarbeit
BASOZ 43 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit
BASOZ 44 aktive Teilnahme und ggf. mündliche Prüfung
BASOZ 45 aktive Teilnahme und ggf. Hausarbeit o. mündliche Prüfung
TEILNAHMEleistungen erfolgen ohne Prüfungsanmeldung in Friedolin. |