Kommentar |
Hinweis: Das Seminar findet nicht wie ursprünglich geplant in Präsenz statt, sondern online über Zoom. Falls Sie noch nicht angemeldet sind, aber gerne teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte per E-Mail.
Das Seminar widmet sich demjenigen Teil aus Kants Kritik der reinen Vernunft, der ihm den Titel eines "Alleszermalmers" einbrachte: der Transzendentalen Dialektik. Hier unterzieht Kant die rationale Psychologie, Kosmologie und Theologie einer umfassenden Kritik. Die Gegenstände dieser jeweiligen Disziplinen - Seele, Welt und Gott - bezeichnet Kant als Vernunftideen. Kant vertritt einerseits die These, dass die Ideen keine Gegenstände der Erfahrung sein können. Deshalb muss beispielsweise der Versuch, die Existenz Gottes philosophisch beweisen zu wollen, scheitern. Andererseits ist es Kant zufolge aber auch kein Zufall, dass wir uns an solchen Beweisen versuchen. Die Ideen geben unserem Bemühen um Erkenntnis nämlich unabdingbare Fluchtpunkte vor. Auch wenn sie selbst keine Gegenstände einer möglichen Erkenntnis darstellen, führt die Ausrichtung unserer Erkenntnisbemühungen an den Ideen dazu, dass wir unsere tatsächlichen Erkenntnismöglichkeiten voll ausschöpfen und unseren Erkenntnissen eine systematische Ordnung geben können. In Kants Terminologie ausgedrückt bedeutet das: Die Ideen sind nicht konstitutiv, aber regulativ für unsere Erkenntnis.
Im Seminar werden ausgewählte Passagen aus der Transzendentalen Dialektik gemeinsam diskutiert. Leitfrage des Seminar soll es dabei sein, genauer zu prüfen, wie Kants These genau zu verstehen ist, dass die Ideen nicht konstitutiv, aber regulativ sind. Man könnte geneigt sein, regulative Ideen in erster Annäherung als nützliche Illusionen zu verstehen - so jedenfalls legt es der Titel eines Bandes mit Forschungsbeiträgen zur Transzendentalen Dialektik nahe (s. Literatur). Das Seminar soll Raum geben, zu prüfen, wie treffend diese erste Annäherung ist. Neben dem Ziel, Kant besser zu verstehen, soll es aber auch die Gelegenheit geben, zu diskutieren, ob Kants These, dass die Ideen für unsere Erkenntnisbemühungen unabdingbar sind, überzeugend ist. |
Literatur |
Primärliteratur
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. Hamburg 1998.
Sekundärliteratur
Jonathan Bennett: Kant's Dialectic. New York 2016.
Berd Dörflinger/Günter Kruck (Hrsg.): Über den Nutzen von Illusionen. Die regulativen Ideen in Kants theoretischer Philosophie. Hildesheim u.a. 2011.
Peter Strawson: The Bounds of Sense. An Essay on Kant's Critique of Pure Reason. London 1995. |