Kommentar |
daz buoch Wîgamûrs, / des ritters mit dem adlar, der bî künic / Artûs was und an der tavelrunde / saz (Überschrift in Handschrift W), scheint als Gegenstand eines Einführungsseminars in die Literatur des deutschen Mittelalters nachgerade prädestiniert zu sein:
Wenngleich der Verfasser des ›Wigamur‹, den freilich wir nicht kennen, auch nicht der größte Dichter des Mittelalters gewesen sein mag, so war er sehr wohl ein belesener Kompilator: Er imitierte nicht nur die Sprache Hartmanns von Aue, Wolframs von Eschenbach und Wirnts von Grafenberg. Vor allem ›verwendete‹ er bekannte Figuren (u.a. Erec, Gamuret, Gawan oder Ither), Schauplätze (u.a. Arâbîn, Indiâ, Karidol) und populäre Topoi zeitgenössischer Erzählwerke: bspw. das Motiv des Tierbegleiters (›Iwein‹), die Beschreibung des jungen Toren (›Parzival‹), das Motiv des Vater-Sohn-Kampfes (›Hildebrandslied), die Entführung als Kind (›Tristan) oder die Familienthematik (›Lanzelet‹). Last but not least ist die schon Namensähnlichkeit zum ›Wigalois‹ kaum zu verkennen.
Vom ›Wigamur‹ muss man also fast schon auf andere Texte ausgreifen. Der ›Wigamur‹ bietet wie kaum ein anderer Text die Möglichkeit, intertextuell zu arbeiten.
Im Seminar wollen wir uns den ›Wigamur‹ allerdings zunächst gemeinsam erarbeiten, indem wir am Beispiel fragen, was mittelalterliches Erzählen so ›anders‹ und besonders macht. Im Anschluss daran versuchen wir, uns dem Text mit modernen Theorien zu nähern, um zu erkennen, dass – trotz aller Alterität – mittelalterliche Literatur sehr wohl mit ›modernen‹ Theorien untersucht werden kann, bevor wir abschließend – anhand von ausgewählten Themen und Motiven – Ausblicke auf andere, u.a. die oben genannten, Texte wagen. |
Literatur |
Wigamur. Kritische Edition ‒ Übersetzung ‒ Kommentar, hg. v. Nathanael Busch, Berlin/New York: de Gruyter 2009. [wird als Druckvorlage bereitgestellt]
Weitere Literatur... ...wird via Moodle bereitgestellt. |