Kommentar |
Die Lehrveranstaltung bietet einen Überblick auf die literarische Auseinandersetzung mit dem Thema „politische Verfolgung“ im Rumänien der 50er-60er Jahre bei rumäniendeutschen Autoren. Dabei steht der Kronstädter Schriftstellerprozess aus dem Jahre 1959 im Fokus. Während vor dem ungarischen Aufstand (1956) in erster Linie rumäniendeutsche Autoren der Zwischenkriegszeit (z.B. Erwin Wittstock, Adolf Meschendörfer, Harald Krasser etc.) im Mittelpunkt geheimdienstlicher Beobachtung standen, gerieten nach diesem politischen Ereignis jüngere Autoren ins Visier der Securitate. Dies kulminierte im Schauprozess, der zur Verurteilung von Wolf von Aichelburg, Andreas Birkner, Georg Scherg, Hans Bergel und Harald Siegmund zu langjähriger Haft führte.
In demselben Jahr fand in Bukarest der sogenannte Noica-Pillat-Prozess statt, in dem über 20 rumänische Intellektuelle wegen Aufwiegelung gegen die sozialistische Staatsordnung verurteilt wurden. Zusammenhänge zwischen den politisch verfolgten deutschsprachigen und rumänischsprachigen Autoren (etwa die Beziehungen zu Lucian Blaga und dem Hermannstädter Literaturkreis) werden im Rahmen der Veranstaltung auch dokumentiert. |
Literatur |
Peter Motzan und Stefan Sienerth: „Worte als Gefahr und Gefährdung. Schriftsteller vor Gericht. Kronstadt 1959“, Verlag Südostdeutsches Kulturwerk, München 1993.
Hans Bergel: „Der Tanz in Ketten“, Wort und Welt Verlag, Innsbruck (3. Auflage),1995.
Eginald Schlattner: „Rote Handschuhe“, dtv, München (4. Auflage), 2013.
Stelian Tanase: Anatomia mistificarii, Humanitas, Bucuresti 2009.
Nicolae Balota: Caietul albastru, Ideea Europeana, Bucuresti 2019. |
Bemerkung |
Es handelt sich um ein interdisziplinäres Seminar, das sich insbesondere an Studierende der Rumänistik, Südosteuropawissenschaften und Geschichtswissenschaft, bei Interesse auch der Politikwissenschaft, handelt.
Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Literatur kann bei entsprechenden Kenntnissen auch aus dem Rumänischen bereitgestellt werden (insbes. Noica-Pillat-Prozess).
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