Kommentar |
Das antike Rom ist im Bild der modernen Stadt Rom heute noch (bzw. wieder) greifbar.
Das einstige Zentrum der antiken Mittelmeerwelt, das Forum Romanum, war seit der Spätantike verfallen und im Mittelalter mit Häusern bebaut worden. Seit dem 15. Jh. wurden seine großen Bauten für den neuen Bauboom in Rom geplündert, und erst im 16. Jh. ging die Kenntnis des Ortes verloren; Goethe sah hier den ‚Campo Vaccino‘, eine Viehweide. Erst im 19. Jh. wurde das Forum Romanum wiederentdeckt und zu einem der wichtigsten Erinnerungsorte der einstigen Größe Roms.
Das heutige Bild des antiken Rom ist noch immer geprägt von der massiven Umgestaltung der Stadt während der faschistischen Herrschaft unter dem ‚Duce‘ Benito Mussolini (1922-1944). Mussolini sah großes geschichtspolitisches Kapital in der Instrumentalisierung der römischen Vergangenheit für seine Herrschaft. Er orientierte sich v.a. am ersten römischen Kaiser Augustus, dessen Bauten und Kunst er in den Dienst seiner Politik einzubeziehen suchte. Mit einer rücksichtslosen Neuplanung des Stadtzentrums sollten antike Bauten freigestellt werden, die ‚Mostra Augustea della Romanità‘ 1937/38 sollte das Bild der römischen Antike im faschistischen Sinn neu formulieren.
Unser Seminar wird zunächst die wichtigsten Orte des antiken Rom in Augenschein nehmen und dann den Focus auf die in Mussolinis Auftrag erarbeiteten geradezu brutalen kulturhistorischen Konzeptionen zur Präsentation des antiken Rom richten. |
Literatur |
1. Grundlegend zum antiken Rom:
Filippo Coarelli, Rom. Der archäologische Führer, Darmstadt 2013; Klaus S. Freyberger, Das Forum Romanum. Spiegel der Stadtgeschichte des antiken Rom, Darmstadt 2012; Gilbert J. Gorski, Das Forum Romanum, Darmstadt 2017; Roberto Meneghini, Die Kaiserforen Roms, Mainz 2015 (Antike Welt Sonderheft 1, 2015); Paul Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, 5. Aufl., München 2009.
2. Mussolinis Augustus-Bezüge:
Joshua Arthurs, Excavating modernity. The Roman past in fascist Italy, Ithaca 2012; Harald Bodenschatz, Städtebau für Mussolini. Auf dem Weg zu einem Neuen Rom, Berlin 2013; Wolfgang Schieder, Rom – die Repräsentation der Antike im Faschismus, in: Elke Stein-Hölkeskamp – Karl-Joachim Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, München 2006, 701-723. 783f.; Friedemann Scriba, Augustus im Schwarzhemd? Die Mostra Augustea della Romanità in Rom 1937/38, Frankfurt 1995; Borden W. Jr Painter, Mussolini’s Rome. Rebuilding the Eternal City, New York 2005. |