Kommentar |
Auf den ersten Blick scheinen in den Beziehungen zwischen dem spätrömischen Reich und seinen Nachbarn die militärischen Auseinandersetzungen zu dominieren, die römischen Kaiser haben jedoch immer wieder versucht, Konflikte auf friedlichem Wege durch Verhandlungen zu lösen. Römische Diplomaten unterbreiteten die Vorschläge des Kaisers, sie waren zugleich aber immer auch Spione, die für den Kaiser die Lage jenseits der Grenzen auskundschafteten. Aus der Spätantike haben sich eine Reihe von Gesandtschaftsberichten und einige ausführliche Darstellungen von Verhandlungen mit Franken, Alamannen, Goten, Hunnen oder Persern erhalten, die uns über die römische Diplomatie und die politischen Vorstellungen Roms, aber auch über die fremden Völker informieren. In dieser Übung werden wir uns einige ausgewählte Beispiele der spätantiken Diplomatie vom 3. bis ins 6. Jahrhundert ansehen und sie in den historischen Kontext setzen. In der Interpretation der Quellen sollen uns neben den Verhandlungen und ihren historischen Hintergründen immer auch die Angaben zu den fremden Völkern und die von den Quellenautoren entworfenen Barbarenbilder interessieren. Grundlegende Kenntnisse zur Spätantike sind Voraussetzung für die Teilnahme. |
Literatur |
Alexander Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian (284–565 n. Chr.), 2. Aufl., München 2007; Alan D. Lee, Information and frontiers. Roman foreign relations in Late antiquity, Cambridge 1993; Ekaterina Nechaeva, Embassies – negotiations – gifts. Systems of East roman diplomacy in Late antiquity, Stuttgart 2014. |