Laut ihrer Verfassung förderte die DDR Frauen „besonders in der beruflichen Qualifizierung“. Förderungspläne und der Ausbau von Kinderbetreuung sollten als staatliche Lenkungsmaßnahmen ‚von oben‘ eine hohe Zahl erwerbstätiger Frauen hervorbringen und somit den Beweis einer gelungenen Gleichberechtigung liefern. Diese Maßgabe galt auch für das von Männern dominierte Feld der Hochschule. Dort waren die Widerstände gegen Akademikerinnen auf Ebene handelnder Akteure (also ‚von unten‘) fest etabliert. Darüber hinaus überwogen die Kontinuitäten einer bildungsbürgerlichen Herkunft, der Konzentration auf frauenspezifische Fachbereiche sowie im Problem der Doppel- und Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie. Auf welche Weise reagierte die DDR-Hochschulpolitik auf diese ungelösten „Frauenfragen“ im akademischen Feld: Versuchte sie diese durch Planziele zu lösen oder ordnete sie die anhaltenden Probleme universitärer Gleichstellung als ein Nebenwiderspruch der Klassenfrage unter? Zur Beantwortung dieser Fragen untersuchen wir im Seminar die Kluft zwischen ideeller Norm und institutioneller Praxis exemplarisch anhand der Karrierewege Jenaer Professorinnen.
Im Verlauf des Seminars erwerben die Studierenden neben Kenntnissen zur jüngeren Universitäts- und Regionalgeschichte kontextualisierendes Wissen zur Verfassungsstruktur und Funktion des DDR-Staates. Bei den explorativen Recherchen zu den Biografien der Professorinnen lernen sie zudem Grundkenntnisse im Umgang mit Archiven und Archivquellen. Auf methodologischer Ebene reflektieren die Studierenden das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik. |