Musik als Spiegel der Gesellschaft zu sehen, heißt nicht zwangsläufig, Musik als Widerspiegelung bzw. als heteronom aufzufassen. Vielmehr entwickelt die musikalische Moderne des 19. Und 20. Jahrhunderts eine Autonomieästhetik, zu deren Bedingungen sie Sujets der übrigen Gesellschaft aufgreift. Ferner begibt sie sich auf einen Sonderweg, durch den sie dem Einzelnen zumindest partiell Formen der Selbstbestimmung eröffnet, die ihm in anderen Bereichen der Gesellschaft durch wirkmächtige globale Tendenzen verwehrt bleiben. Zu zeigen ist daher, wie musikalische Moderne auf wirkmächtige Tendenzen der Säkularisierung, der Ökonomisierung, der Ideologisierung, der Anonymisierung, der Mobilisierung etc., aber auch der veränderten Selbstbilder mit spezifisch musikalischen Mitteln reagiert, um diese Tendenzen zu sich hin zu transformieren, ohne den Einzelnen dabei unkenntlich werden zu lassen. Gleichwohl ist ebenso zu erörtern, inwieweit auch das Individuelle stets schon etwas einbüßen muß, wenn es sich ins Musikalische transformiert, da Musik per se auch in der Moderne eine abstrakte Kunst bleibt. Unter diesen und weiteren Aspekten sollen Werke von Robert Schumann, Richard Wagner, Gustav Mahler, Alban Berg, Luigo Nono, Alfred Schnittke, Adriana Hölsky, Kaija Saariaho etc. exemplarisch betrachtet werden.
Die Teilnehmerzahl richtet sich nach den jeweils aktuellen Corona-Regeln für die Räume des Instituts für Musikwissenschaft.
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