Kommentar |
Das bürgerliche Trauerspiel gehört zu den wichtigsten Neuerungen in der Dramen- und Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt des Seminars stehen Gotthold Ephraim Lessings Stücke „Miss Sara Sampson“ und „Emilia Galotti“. Wir werden erfahren, wie Lessing familiäre Konflikte gestaltet, dem Publikum das Sterben der unschuldigen Tochter vor Augen führt und damit zu Tränen rührt. Im Fokus der Stücke steht die tugendhafte Tochterfigur, die der Verführung zu erliegen droht oder gar zum „gefallenen Mädchen“ wird und in Konflikt zu den Eltern gerät. Zugleich geht es um den liebenden Vater, der die Tochter auf empfindsame Weise tyrannisiert und auf latent inzestuöser Weise an sich bindet. Natürlich spielt auch der treulose Liebhaber und adligen Verführer, der seinen erotischen Begierden blindlings nachjagt, eine entscheidende Rolle. Im Anschluss an Lessings Stücke, die wir auch schon auf ihr gesellschaftskritisches Potential hin befragen, befassen wir uns mit den Spielarten des bürgerlichen Trauerspiels im Sturm und Drang (Schiller „Kabale und Liebe“). Das Seminar versteht sich als eine Einführung zum „bürgerlichen Trauerspiel“ und vertieft anhand exemplarischer Texte das in der Vorlesung dargestellte Epochenwissen (Aufklärung – Empfindsamkeit – Sturm und Drang). Zudem werden Verfahren der Dramenanalyse erprobt sowie grundlegende Kenntnisse des literaturwissenschaftlichen Arbeitens vermittelt. |