Kommentar |
In den letzten Jahren ist virtuell vermittelte Interaktion – insb. nun verschärft in der „Corona-Krise” – zu einem festen Bestandteil der Alltagswelt geworden. Skype, Zoom, oder FaceTime ermöglichen die Kommunikation unter „Abwesenden” und lassen neue Nähe-Distanz-Verhältnisse entstehen. Doch wie lässt sich dieses Phänomen sozialtheoretisch beschreiben und gesellschaftstheoretisch einordnen? Und, welche Implikationen hat das Phänomen der Videotelefonie und der Cyber-Interaktion für konventionelle Sozialtheorien und ihren Annahmen über „Normalität”, „Realität”, „Präsenz”, „Interaktion” etc., die häufig auf der methodologischen Prämisse von Face-to-Face Interaktionen gründen (bspw. Schütz, Goffman, Mead)? Im Rahmen des Seminars sollen sozialtheoretische Ansätze vor dem Hintergrund der sich scheinbar transformierenden und virtualisierenden Struktur der Lebenswelt diskutiert werden. Hierfür wird zunächst ein Überblick über Theorien der Lebens- und Alltagswelt gegeben (Husserl, Schütz, Stein, Berger/Luckmann), um in einem zweiten Schritt die Frage nach der Transformation der Alltagswelt unter virtuellen Bedingungen anhand unterschiedlicher Phänomene, bspw. virtueller Interaktion in Computerspielen, per Telephon und Smartphone oder Videotelephonie anzuschließen. Es soll hierüber möglich werden virtuelle Interaktion und synthetische Sozialitäten soziologisch zu beschreiben und mit dem angenommenen „Normalfall” von Face-to-Face zu vergleichen. Letztlich geht es auch um eine gesellschaftstheoretische Einordung, die danach fragt, wie sich die Struktur spätmoderner Gesellschaften, also bspw. die Organisation von Öffentlichkeit, Bildung, Politik oder Wirtschaft vor diesem Hintergrund gestaltet. |