Kommentar |
Die Historiographie, wie wir sie kennen, entsteht – mit Vorläufern, die ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen – Mitte des 5. Jahrhunderts und ist von Anfang an eng mit Athen verbunden. Herodot, der schon von Cicero (leg. 1, 5) hellsichtig als pater historiae, «Vater der Geschichtsschreibung» bezeichnet und folglich als Archeget der Gattung angesehen wurde, stammte zwar selbst aus der ursprünglich dorischen Stadt Halikarnassos an der südlichen Westküste Kleinasiens, fand aber sein dankbarstes Publikum in Athen, wo er für den Vortrag seiner historischen λόγοι (Prosatexte) geehrt wurde. Sein Nachfolger Thukydides, der zugleich eine annalistische Darstellung und die historische Monographie begründet, und Xenophon, der zeitlich direkt an ihn anschließt und dies mit dem ebenso merkwürdigen wie bemerkenswerten Beginn der Hellenika (μετὰ δὲ ταῦτα «Danach aber …») programmatisch verdeutlicht, stammten beide aus Athen und hatten beide ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihrer Heimatstadt, das bei beiden auch eine langjährige Verbannung einschloss.
Die Vorlesung versucht, die drei großen Historiographen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr., von denen Werke erhalten sind: Herodot, Thukydides und Xenophon anhand ihres Werks vorzustellen und dabei sowohl ihrem historischen Anspruch gerecht zu werden, den sie zum Teil selbst in ihrem Werk reflektieren, als auch die literarischen Mittel herauszustellen, mit denen sie ihre Darstellung dem Leser nahebringen. |