Kommentar |
Cicero behandelt in seinem Gegenwartsdialog De natura deorum physiko-theologische Grundfragen. Die Stoiker hatten das hierarchische Verhältnis von Logik, Physik und Ethik durch Vergleich mit einem Garten erhellt, in dem die Logik den schützenden Mauern, die Physik den tragenden Bäumen und die Ethik den zu erntenden Früchten entspricht. Aus dem Blickwinkel von Politik und Religion werden wir uns vordringlich mit Fragen der Physik befassen bzw., um im Bild zu bleiben, mit den tragenden Bäumen, und in zweiter Linie auch mit Erkenntnistheorie und Ethik. Dabei werden wir erörtern, wie Cicero die einzelnen Lehrstücke der hellenistischen Philosophenschulen darstellte, auf welche Weise er sich diese Philosophie dabei selbst aneignete, welche Diskrepanzen zwischen Alltagswelt und narrativer Realität er dabei in Kauf nahm, und wie er sowohl die griechisch-römische als auch die spätere Philosophie durch die Art seiner Aneignung in einer Weise grundlegend transformierte, die bis in Moderne (zum Beispiel in der italienischen Renaissance und in der schottischen Aufklärung) beispielgebend wurde für akademisches Philosophieren. |
Literatur |
Darstellungen und einführende Literatur: K. Bringmann, Untersuchungen zum späten Cicero, Hypomnemata 29, Göttingen 1971; J. Leonhardt, Ciceros Kritik der Philosophenschulen, München 1999; A. Mockel, Marcus Tullius Cicero, Was wir heute noch von ihm lernen können, Würzburg 2012; Raphael Woolf, Cicero. The Philosophy of a Roman Sceptic, London 2015. |