Kommentar |
In der Corona-Pandemie melden sich nicht nur VirologInnen zu Wort, sondern auch GeisteswissenschaftlerInnen zählen zu den gefragten GesprächspartnerInnen der Medien. Zu den populärsten gehört Yuval Noah Harari, „der Popstar unter den Historikern”, so die Süddeutsche Zeitung im Interview mit ihm am 17. April. Diesen Ruf hat er sich unter anderem mit seinem Buch „Homo Deus – A Brief History of Tomorrow” (hebr. 2015, engl. 2016, dt. in der 5. Aufl. 2018) erarbeitet.
In diesem Bestseller wagt Yuval Noah Harari den Blick auf die weitere Entwicklung der Menschheit. Damals stellte er noch die folgende These auf: Nachdem die Menschen im Vergleich zu früheren Epochen Hunger, Seuchen und Krieg im Wesentlichen beherrschbar gemacht hätten, suchten sie nun nach Unsterblichkeit und ewigem Glück, was auf ein Streben nach Vergöttlichung hinauslaufe. Einst noch viehähnlicher homo erectus, entwickele sich homo sapiens schrittweise zum homo deus.
Nicht nur Terminologie und Grundkonzept des israelischen Professors für Weltgeschichte erinnern an mittelalterliche Theorien der Vergöttlichung, auch andere Thesen des Buches fordern die Mittelalterhistorikerin heraus, sich mit dem Werk auseinanderzusetzen. Strebte auch der mittelalterliche Mensch nach Unsterblichkeit, und wenn ja, wie? Gab er sich mit der Gewissheit zufrieden, seine Seele sei unsterblich, und konzentrierte sein Bemühen ganz auf das Jenseits? Lassen sich auch Phänomene ausfindig machen, die als irdische Unsterblichkeitsphantasien verstanden werden können?
Vor dem Hintergrund von Hararis anthropologischen Thesen werden wir uns im Seminar mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen. Dabei werden wir den mittelalterlichen Umgang mit Sterben, Tod und Erinnerung ebenso in den Blick nehmen wie künstlerische, medizinische und theologisch-philosophische Annäherungen an die Unsterblichkeit. Werden wir Harari am Ende zustimmen?
Es handelt sich bei der Veranstaltung um ein Web-Seminar ohne Live-Inhalte, die Inhalte und Arbeitsaufträge werden jeden Freitag bekannt gegeben, sodass das Seminar vom 08.05.-17.07.2020 reicht. Alle TeilnehmerInnen schreiben sich bitte im Moodle-Kurs ein, sobald dieser online gegangen ist. Dort finden sich Seminarpläne und weitere Informationen. Bitte kaufen Sie das Buch Homo Deus in der englischen Version. |