Kommentar |
Martin Luther galt lange Zeit als „Fürstenknecht“ und ergebener Gefolgsmann der Obrigkeit. Jedoch wurde in der Geschichte des Protestantismus häufig übersehen, dass er auch wichtige Aussagen zum Widerstandsrecht und zum eigenen Ungehorsam formuliert hat. Dabei reagierte er situativ auf sich ständig verändernde politische Zustände im eigenen Land. Das Hauptseminar will die verschiedenen Aspekte seines Obrigkeitsverständnisses diskutieren und dabei Grundfragen klären, die bis heute die Debattenlage in modernen Gesellschaften prägen: Wie weit ist man Gehorsam gegenüber dem Staat schuldig? Wozu dient Politik bzw. das „weltliche Schwert“? Warum und wozu leben Menschen in Staaten? Untersucht werden hierzu sein Verständnis der „Zwei-Reiche“, der „Drei-Stände“, sowie sein Kirchen- und Amtsverständnis. Neben anderen Schriften sind hierzu Luthers Weimarer Obrigkeitspredigten (1522), sein Traktat „Von weltlicher Obrigkeit“ (1523) sowie seine Äußerungen zum Bauernkrieg zu untersuchen. Materialien zur praktischen Anwendung der Themen im Schulunterricht und in der Gemeindearbeit werden im Seminar vorgestellt. |