Die Vorlesung wird aufgrund der Einschränkungen, die mit der Corona-Krise einhergehen, auf das Wintersemester 2020/21 verschoben!
Wissen ist per se ein randloses Phänomen. Es ist nicht statisch in spezifische Ordnungen eingebettet, sondern befindet sich oft in einem dynamischen Transfer- und Zirkulationsprozess. Diese Grenzüberschreitungen wollen wir mit unserer fakultätsübergreifenden Ringvorlesung multiperspektivisch erschließen.
Transfer und Zirkulation von Wissen erfolgt durch Menschen, Objekte, Publikationen und andere Schriftdokumente, durch nicht-schriftliche Überlieferung oder auch durch praktische Teilhabe. Grundlegend dabei ist, dass Demarkationen überschritten werden, sei es solche zwischen sozialen und kulturellen Gruppen, gesellschaftlichen Teilsystemen oder Nationen.
Wissen wird teils lokal produziert und kultiviert, teils entsteht es bereits in räumlicher und kultureller Streuung und in Austauschbeziehungen. Sein Transfer kann daher nicht einfach als eine Eins-zu-eins-Abbildung in einem neuen kulturellen oder sozialen Kontext verstanden werden. Wir wollen beleuchten, wie sich Wissen und seine Träger in diesen Transferprozessen verändern, wie bestehende Wissensauffassungen das übertragene oder zu implementierende Wissen verändern und sich selbst dabei verändert werden.
Damit ergibt sich als weitere Frage, wie grenzüberschreitende Wissensströme in bestehende Ordnungen implementiert werden. Hierbei handelt es sich nicht um einfache, lineare Prozesse. Vielmehr zeigt die historische und sozialwissenschaftliche Analyse, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen um die Implementierung und Verwertung dieses Wissens und um Verfügungsgewalt über es wetteifern. Häufig stellt sich auch die Frage, welcher Wissensanspruch legitim und vorherrschend ist. Wie gestaltet sich diese Auseinandersetzung um eine Wissenshegemonie?
Diese Fragen wollen wir epochenübergreifend vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis zur Gegenwart mit Beispielen aus der Natur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften beleuchten. |
