In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte im deutschsprachigen Raum die Erforschung der Studenten als Sozialgruppe an den Universitäten ein. Die „Sittengeschichte“ konzentrierte sich zunächst auf die Entwicklung von Lebensformen und Bräuchen, stellte oftmals aber auch Kuriositäten und (erotische) Sensationen in den Mittelpunkt. Die Verwissenschaftlichung der Studentengeschichte, die oft im korporativen Umfeld betrieben wurde und wird, nahm ihren Ausgang von Volkskunde und studentischen Reformbewegungen des 19. Jahrhunderts und wurde in ihrer konzeptionellen Ausrichtung und ihren Themensetzungen mehr und mehr in die geschichtswissenschaftliche Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte integriert, auch wenn sie selbst heute noch „ein bisweilen unterschätztes Arbeitsfeld der Universitätsgeschichte“ (Matthias Stickler) ist.
Das Seminar verfolgt diese Wege der Studentengeschichtsforschung im deutschsprachigen Raum und vermittelt dadurch zugleich einen Einblick in studentische Lebensformen und Studentenkulturen besonders der Frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts.
Literaturempfehlungen zur überblicksartigen Einführung: Matthias Asche/Stefan Gerber: Neuzeitliche Universitätsgeschichte in Deutschland. Entwicklungslinien und Forschungsfelder, in: Archiv für Kulturgeschichte. 90 (2008), S. 153–202; Dietmar Klenke: Vom hohen Nutzen einer traditionsbewussten Studentenhistorie im Lichte der aktuellen Universitätskrise, in: Claus-A. Revenstorff (Red.): Beiträge der 67. Deutschen Studentenhistorikertagung vom 5.–7. Oktober 2007 in Gießen; Hamburg 2008. |