Das Hauptseminar widmet sich der Stellung der deutschen Geschichtswissenschaft im deutschen Kaiserreich (1871-1914). Zu fragen ist, welche Rolle die Historiker im Prozess der Herstellung der deutschen Einheit spielten und welchen Einfluss sie auf die deutsche Innen- und Außenpolitik nahmen. Zugleich soll ihre Stellung innerhalb des Historismus als der großen geistesgeschichtlichen Strömung jener Zeit geklärt werden. Ohne eine retrospektive Verfallsgeschichte zu konstruieren, soll vielmehr nach der Offenheit der Situation und den alternativen Handlungsmöglichkeiten gefragt werden. Handelt es sich wirklich um den "Niedergang der deutschen Mandarine" (Fritz Ringer) oder bestand nicht vielmehr eine Ausgangslage, die sich in den gesamteuropäischen Kontext einfügt und keine außergewöhnliche Krisensituation darstellte?
Das Hauptseminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende.
Literatur: Rüdiger vom Bruch: Wissenschaft, Politik und öffentliche Meinung. Gelehrtenpolitik im Wilhelminischen Deutschland (1890–1914). Husum 1980. Fritz K. Ringer: Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890-1933. München 1983. Gangolf Hübinger: Gelehrte, Politik und Öffentlichkeit. Eine Intellektuellengeschichte. Göttingen 2006. |