Kommentar |
Das Basismodul beschäftigt sich mit einem historiographischen Problem: der jeweils zeitbezogenen, unterschiedlichen Perspektive der deutschen Geschichtswissenschaft auf den Prozess und die Vollendung der Reichsgründung von 1871. Begonnen wird mit der sogenannten "borussischen Schule", welche die Reichsgründung gleichsam herbeigeschrieben hat. In der wilhelminischen Zeit setzt ein regelrechter Bismarckmythos ein, der sehr lange, zum Teil bis heute die Dikussion um die Reichsgründung beherrscht. Das Basismodul geht sowohl den Brüchen als auch den Kontinuitäten der Sichtweisen auf die Reichsgründung bis in die jüngste Gegenwart nach. Damit soll nicht nur unser heutiges historisches Urteil relativiert, sondern zugleich auch die Perspektivengebundenheit unseres Faches verdeutlicht werden.
Literatur: Elisabeth Fehrenbach: Die Reichsgründung in der deutschen Geschichtsschreibung. In: Dies., Politischer Umbruch und gesellschaftliche Bewegung. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Frankreichs und Deutschlands im 19. Jahrhundert. München 1997. Ewald Frie: Das Deutsche Kaiserreich (Kontroversen um die deutsche Geschichte). Darmstadt 2004. Georg Iggers: Deutsche Geschichtswissenschaft. Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart. München 1971. |