Kommentar |
Worin liegt das spezifische Potenzial eines lokal- und regionalgeschichtlichen Zugangs für die Geschichtsbedürfnisse und das Geschichtsbewusstsein von Kindern und Jugendlichen? Ihre Biografien sind heute mehr denn je von Ortswechseln geprägt. Angesichts von Migration, Mobilität und unbegrenzter digitaler Vernetzung drängt sich die Frage auf, ob für die Auswahl der Unterrichtsthemen nicht auch eine räumliche Maßstabsvergrößerung ansteht. Würde diese den Anforderungen einer globalen Wissens- und Informationsgesellschaft nicht eher gerecht werden als partikulare Geschichten einzelner Orte und Landschaften? Die Konzentration auf einen begrenzten historischen Raum ermöglicht jedoch nicht nur das genaue Hinsehen und damit ein Denken in Alternativen und in komplexen politischen, sozialen und kulturellen Zusammenhängen. Historisches Lernen im nahen Umfeld erleichtert insbesondere den Zugang zu Quellen im Original, zu Zeitzeugen und eine mitgestaltende Partizipation an Geschichtskultur. So verstandenes lokales historisches Wissen ist abseits heimatgeschichtlicher Folklore angesiedelt. Es umfasst universale Fähigkeiten historischen Denkens, die Schülerinnen und Schüler zur Orientierung in einer veränderlichen Welt benötigen. An Lernmaterialien aus verschiedenen historischen Zeiten und Regionen werden Anregungen für die Unterrichtspraxis gegeben und so die Entwicklung eines eigenen Fallbeispiels durch die Teilnehmer/innen unterstützt.
Literatur: Anke John: Lokal- und Regionalgeschichte (Methoden historischen Lernens), Frankfurt am Main 2017; Michael Sauer (Hg.): Spurensucher. Ein Praxisbuch für historische Projektarbeit, Hamburg 2014. |