Kommentar |
Das Seminar greift in interdisziplinärer Perspektive ein randständiges Thema der polnischen (Literatur-)Geschichtsschreibung auf: die Displaced Persons – die „Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Herrschaft im Zweiten Weltkrieg “ (Wolfgang Jacobsmeyer), ehemalige Zwangsarbeiter, KZ-Überlebende, Kriegsgefangene und Verschleppte, vor allem aus Mittel- und Osteuropa, die aus Sicht der alliierten Besatzungsmächte wieder zurück in ihre zerstörten Heimatländer zurückkehren sollten.
Anhand exemplarischer Textanalysen von wenig bekannten Autor/innen bzw. deren randständigen Texten (u.a. Tadeusz Borowski, Jerzy Stempowski, Tadeusz Nowakowski, Irma Zembrzuska, Kazimierz Zenon) untersuchen die Teilnehmenden sowohl das Bild und die Darstellung von Displaced Persons als auch die Rolle dieser Texte in der polnischen Nachkriegsliteratur, die sowohl von Betroffenen wie auch Nicht-Betroffenen geschrieben wurde. Leitfragen sind hierbei, auf welche Weise geschichtliche Vorgänge autobiographisches und fiktionales Schreiben beeinflusst und wie Literatur geschichtliche Vorgänge und ihre Darstellung prägt.
Das Seminar dient der systematischen Übung und gemeinsamen Erarbeitung exemplarischer literarischer Texte. Ziel ist die Vermittlung von erzähltheoretischen Analyseformen, insbesondere die Einbettung der besprochenen Literatur in den Kontext der KZ- und Holocaustliteratur, der Lagerliteratur und der polnischen Exilliteratur. Dabei soll mithilfe ausgewählter Sekundärtexte, die zu jeder Sitzung vorbereitet und diskutiert werden, auf die historische und politische Kontextualisierung, die Erzählmittel und die Motivauswahl der Erzähltexte eingegangen werden. |
Voraussetzungen |
Es werden polnischsprachige Texte, meist in deutscher Übersetzung, besprochen. Lesekenntnisse des Polnischen sind daher nicht unbedingt notwendig, aber von Vorteil, da einige wenige Primärtexte nur auf Polnisch verfügbar sind. |