Kommentar |
Die 1960er Jahre waren eine besonders spannende Phase in der Kulturgeschichte der DDR. Auf eine relative Liberalisierung nach dem Mauerbau, die Schriftstellern und Filmemachern neue Freiräume eröffnete, folgte mit dem sog. ‚Kahlschlagplenum‘ des ZK der SED 1965 eine Verschärfung der Restriktionen, die sich in zahlreichen Verboten und Debatten niederschlug. Gleichzeitig war diese Phase für eine jüngere Generation von in der DDR sozialisierten Künstlern prägend. Ermutigt durch die neuen Freiräume versuchten diese Anfang der sechziger Jahre – oft aus einer Haltung idealistischer Zustimmung heraus – mit neuen Formen und Themen aus der DDR-Gegenwart ihren Beitrag zum sozialistischen Aufbau zu leisten. Das Scheitern dieser Hoffnung schlug sich in unterschiedlichen, zwischen Anpassung und Dissidenz changierenden Formen des Rückzugs nieder. In der Literatur wären hier u.a. Christa Wolf, Heiner Müller oder Brigitte Reimann zu nennen, im Bereich des Films die Regiedebütanten Frank Beyer, Jürgen Böttcher, Frank Vogel sowie die AbsolventInnen der Filmhochschulen, aber auch die bereits international renommierten Konrad Wolf und Kurt Maetzig.
Im Seminar wollen wir das spannungsvolle Verhältnis von Ästhetik und Politik an ausgewählten Filmen und literarischen Texten beispielhaft untersuchen und dabei auch den kulturpolitischen Kontext in den Blick nehmen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf den teils ähnlichen, teils differenten Behandlungen der DDR-Gegenwart und Zeitgeschichte in Film und Literatur, aber auch auf der engen Verbindung beider Medien bei der Verfilmung literarischer Vorlagen liegen. |