Kommentar |
David Ricardos Annahme, dass ökonomisch ungleich entwickelte Regionen oder Nationen in der Regel davon profitieren, wenn sie in dauerhaften Austausch treten, wurde seit der Nachkriegszeit vehement in Frage gestellt. Seit Raúl Prebisch und Hans Wolfgang Singer hat man argumentiert, dass sich aus den Produktivitätsvorsprüngen und Machtvorteilen der 'entwickelten' Länder strukturelle Nachteile der 'unterentwickelten' ergeben, sodass sich deren Lage langfristig verschlechtert. Dieser v.a. in der Abhängigkeitstheorie vertretenen These wurde dann erneut widersprochen, in letzter Zeit auch angesichts des faktischen Aufstiegs von Ländern wie Indien, Brasilien oder (vor allem) China. Im Seminar soll es um eine Nachfolgethese gehen, die heute erheblich plausibler klingt als die reine Annahme ungleichen Tauschs: Mit der anhaltend hoch verschiedenen globalen Verteilung von Rohstoffextraktion, Industrieproduktion und 'postindustrieller' Ökonomie hat sich eine Arbeitsteilung verfestigt, in der die Länder des globalen Nordens erfolgreich die ökologischen Kosten ihres Konsums auszulagern vermögen. Die entsprechende These des 'ökologisch ungleichen Tauschs' soll auf die Vorbildthesen bezogen werden, und wir werden offen zu diskutieren haben, welche Ansätze analytisch haltbar und empirisch tragfähig sind.
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