Kommentar |
Die Vorlesung führt in elementare und grundlegende Fragestellungen der theoretischen Philosophie ein. Sie (die Vorlesung) wird den gedanklichen Zusammenhang der Grundpositionen von Descartes, Spinoza, Locke, Berkeley, Leibniz, Hume und Kant sukzessive entwickeln. Dabei werden die verschiedenen Ausgangspunkte für die Philosophie überhaupt vorgestellt und verglichen, sowie in ihrer gegenseitigen Bezogenheit auf einander erläutert.
Einige behandlte Fragen: Wie kommen wir zu sicherem Wissen? (Descartes) Wie können wir ein umfassendes System allen Wissens systematisch anlegen? (Spinoza) Müssen wir nicht alles Wissen letztlich aus der Erfahrung gewinnen? (Locke) bedeutet die konsequente Orientierung an der Erfahrung nicht, dass wir den allgemeinen Begriff der zugrundeliegenden (aber selbst nicht wahrnehmbaren) Materie verwerfen müssen? (Berkeley) Bedeutet Philosophie nicht, dass wir uns versuchsweise in die Position Gottes hineinversetzen müssen? (Leibniz) Beseht nicht alles Wissen entweder in einzelnen wahrnehmungsgestützten Tatsachen, oder aber in rein formalen Begriffszusammenhängen (wie der Mathematik) - aber wo bleibt dann die Philosophie? (Hume) Wie sind synthetische (nämlich erkenntniserweiternde) Sätze, die zugleich a priori (nämlich von der Erfahrung unabhängig) sind, möglich - denn das wären die Sätze der Philosophie? (Kant)
Anders gefragt: Was ist Philosophie überhaupt? Was erwarten wir von der (theoretischen) Philosophie? Mit welchen Mitteln wollen wir Philosophie betreiben? An welcher Stelle kann und soll man mit dem philosophischen Nachdenken beginnen? Aus welcher Motivation heraus wird man Rationalist oder Empirist? Welche Form sollte die Philosophie annehmen - wie sieht ein gutes philosophisches Buch aus?
Die meisten der behandelten Autoren wollen die Philosophie vollkommen neu begründen, oder sie doch vollkommen umgestalten. Dies führt auf die Frage: Ist Philosophie (als Wissenschaft, nicht bloß als vager Drang, immer weiter zu fragen) überhaupt möglich - und falls ja: Wie ist Philosophie möglich? Als Weiterführung dieser Frage kann man die Philosophie als diejenige Disziplin auffassen, die nach der Natur von verschiedenen Gebieten fragt - und zuletzt, oder vielleicht auch zuerst, nach ihrer eigenen Natur. Die Vorlesung wird jedoch nicht metareflexiv vorgehen, sondern vorrangig die genannten Autoren und Ansätze vorstellen.
Der Leistungsnachweis erfolgt über eine Klausur, die in der letzten Vorlesungswoche stattfindet. |
Literatur |
Die Vorlesung bezieht sich hauptsächlich auf folgende Originaltexte:
Descartes, Abhandlung von der Methode
Descartes, Meditationen über die erste Philosophie
Spinoza, Ethik
Locke, Versuch über den menschlichen Verstand
Berkeley, Prinzipien der menschlichen Erkenntnis
Hume, Untersuchung über den menschlichen Verstand
Kant, Kritik der reinen Vernunft
Kant, Prolegomena
Die wichtigsten Textabschnitte, sowie weitere relevante Literatur, werden im elektronischen Semesterapparat zusammengestellt. Weitere Hinweise werden im Verlauf der Vorlesung gegeben. Zur Vorbereitung wird die Lektüre von Descartes' Meditationen, 1. und 2. Meditation empfohlen - sowie Kant, Prolegomena, Die Vorrede. |