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Epikur - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 166794 Kurztext
Semester WS 2019 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 20 Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 20
Rhythmus keine Übernahme Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen
Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung auch durch den Teilnehmer möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.
Termine Gruppe: 0-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Mo. 14:15 bis 15:45 w. 14.10.2019 bis
03.02.2020
Zwätzengasse 9a - Z9   findet statt  
Gruppe 0-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kienzler, Wolfgang, Privatdozent, Dr. phil. habil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Institut für Philosophie
Inhalt
Kommentar

Seminarplan Epikur (noch vorläufige Fassung)

 

I Epikur als Klassiker der Philosophie

 

Epikur wird gegenwärtig nicht allgemein als erstrangiger Klassiker der Philosophie anerkannt. Seit dem Beginn der systematisch wertenden Geschichtsschreibung der Philosophie mit Hegel sieht man in Epikur eher einen „matten Schluss“ (so Marx, der allerdings gegen eine solche Ansicht argumentiert). Systematisch wird Epikur häufig als naturphilosophisch (gegenüber Demokrit) epigonaler Atomist, der zudem krasse Beliebigkeit in die Atomtheorie eingeführt habe (die Abweichungen der Atome), angesehen, der in der Ethik eine einfache Diesseitigkeit und im Grunde eine Philosophielosigkeit vertrete – dies auch dort, wo man ihn vom Vorwurf des Hedonismus freispricht.

Gegen dieses Bild spricht jedoch Kants Hochschätzung von Epikur. Kant findet bei Epikur vor allem Konsequenz, ein folgerichtiges und schlüssiges Denken im Ausgang von der Wahrnehmung. Diese Konsequenz sieht Kant sowohl in der Naturphilosophie (er nennt Epikur den „besten Naturphilosophen der Antike“) als auch in der Ethik (Kant kritisiert Epikurs Grundprinzip der Ethik, lobt aber dessen konsequente Anwendung als den meisten Zeitgenossen Kants weit überlegen). In seiner „Kritik der reinen Vernunft“ erscheint Epikur dann als gleichwertg neben Platon (von dem Kant die „Ideen“ übernimmt und modifiziert) und Aristoteles (mit den „Kategorien“), wenn Kant die „Antizipationen der Wahrnehmung“ auf die „Prolepsis“ Epikurs zurückführt.

Der erste Philosoph, der Epikurs Werk hochgeschätzt und systematisch bearbeitet hat, was Gassendi. Gassendi übersetzte nicht nur die Quellen zu Epikur (vor allem das zehnte Buch des Diogenes Laertios) und schlug textkritische Verbesserungen vor; er rekonstruierte auch Epikurs Systematik und verfasste eine Gesamtdarstellung, die mit der Logik (bei Epikur „Kanon“ genannt) beginnt, und danach die Physik und schließlich die Ethik umfasst. Ausgehend von Gassendi wurde Epikurs Philosophie als eine Grundlage des modernen naturwissenschaftlich geprägten Weltbildes wirksam (dies stellt bereits Hegel, wenn auch mit einer gewissen Herablassung, fest).

Das Seminar stellt sich die Aufgabe, Epikurs Denken als einen konsequenten Zusammenhang zu rekonstruieren. Dazu wird die systematische Ordnung berücksichtigt, die von den Grundsätzen des „Kanons“ ausgeht, und von dort zu Fragen der Naturbetrachtung und der Ethik voranschreitet. Der Atomismus wird sich dann als eine Konsequenz der übrigen Auffassungen erweisen und nicht als die Grundlage von Epikurs Denken.

Auf diese Weise soll geprüft werden, ob und inwieweit Kants Hochschätzung bestätigt werden kann. Neben der Darstellung Kants sollen auch die frühen Einschätzungen von Hegel und von Marx (in seiner Dissertation über Epikurs und Demokrits Naturphilosophie) berücksichtigt werden – und selbstverständlich neuere Forschungliteratur (hier scheint jedoch relativ wenig systematisch Weiterführedes vorzuliegen).

 

II Die Themen

 

1 Der Kontext: Die vier Schulen der antiken Philosophie: Platon, Aristoteles, die Stoa, Epikur. Epikur als Konkurrent zur Stoa, und zwar hauptsächlich in ethischen Fragen (Vernunft oder Wahrnehmung als Basis der Ethik).

Lukrez als ausführlichste Darstellung: Lukrez stellt jedoch den Atomismus ganz ins Zentrum seiner Darstellung und begünstigt so die spätere verengte Wahrnehmung von Epikur.

Wenig überlieferter Text: Diogenes Laertios widmet Epikur sein letztes Buch und nimmt darin drei Lehrbriefe und eine Spruchsammlung auf, das ist die Hauptquelle.

 

2 Das moderne Bild von Epikur: Ein hedonistischer Atheist – und ein Atomist, der der modernen Naturwissenschaft die Grundlage gibt. Hegel: Das ist eigentlich gar keine Philosophie, sondern eher „Gedankenlosigkeit aus Prinzip“.

 

***

 

3 Die erste konsequente Philosophie auf Wahrnehmungsbasis: Epikur will nicht positiv „das Wesen von allem“ ergründen, sondern er geht davon aus, dass wir als Quelle für unsere Erkenntnis vor allem die Wahrnehmung haben, und dass wir uns außschließlich an der Wahrnehmung orientieren müssen.

Parmenides meinte, dass nur aus dem reinen Denken Wissen (des „wahrhaft Seienden“) gewonnen werden kann, und dass wir aber auf keinen Fall die schwankenden Wahrehmungen der Menschen zur Grundlage für sicheres Wissen machen können und sollen.

Epikur verwirft zunächst den Anspruch auf absolut sicheres Wissen, und er akzeptiert den Umstand, dass wir Menschen sind und damit Wesen, die auf die wechselhafte Wahrnehmung angewiesen sind. Die Aufgabe sieht Epikur nun gerade darin, konsequent nur von der Wahrnehmung auszugehen.

Unsere Sprache, d.h. vor allem unsere Wörter, beziehen sich jedoch nicht immer konsequent auf die Wahrnehmung. Daher steht am Beginn der Philosophie eine Kritik der Wörter und ihrer Bedeutungen. Wir müssen lernen zu unterscheiden, zwischen Wörtern, die sich wirklich auf die Wahrnehmung beziehen, und die daher einen Gehalt haben, und zwischen „leeren“ Wörtern, die keinen solchen Bezug, und daher auch keinen Gehalt haben. Der Beginn der Philosophie ist daher eine Klärung unserer Sprache, und Epikur führt als erster hier ein Kriterium für sprachlichen Gehalt ein.

 

4 Wahrnehmungen sind dann zunächst grundsätzlich einzeln: aus einer Wahrnehmung folgt nichts für eine andere Wahrnehmung – jede Wahrnehmung muss für sich selbst stehen und selbst wahrgenommen werden. (In der „Logik der Wahrnehmung“ gibt es nur Tatsachen, aber keine Schlüsse.)

 

5 Erst durch Wiederholungen von Wahrnehmungen können sich Muster der Wahrnehmung ergeben: Wenn wir schon mehrere ähnliche Tiere gesehen haben, können wir das Wort „Pferd“ einführen – und wir prägen eine Erwartungshaltung aus. Wenn wir in der Ferne etwas sehen, was ähnlich wie das aussieht, was wir „Pferd“ genannt haben, dann erwarten wir (der eigentlichen wahrnehmung vorgreifend), dass dort ebenfalls ein Pferd zu sehen ist. Dieser Vorgriff, diese „Prolepsis“ (oder Antizipation), ist aber nicht unwiderleglich, sondern sie muss entweder bestätigt, oder sie kann auch widerlegt werden. Die Prolepsis selbst enthält daher keine Behauptung, sondern sie ist lediglich ein Instrument (eine Art Schema), mit dem wir rascher Ordnung in unserer Wahrnehmung herstellen.

 

5 Die Atome: etwas, was man nicht wahrnehmen kann – warum also Atome? Weil Atome etwas innerhalb unserer Welt sind, und immerhin näher an der Wahrnehmung als zum Beispiel Götter oder „Ideen“ oder die Seele. Atome sind ebenfalls einzeln.

 

6 Was prinzipiell nicht wahrgenommen werden kann, kann und sollte uns auch nicht betreffen oder beunruhigen: zum Beispiel die Götter. Sie bestehen entweder auch aus Atomen und sind damit Teil der normalen Welt – oder sie sind gar nichts (oder wenigstens so weit entfent, dass es keinerlei Kontakt zwischen ihnen und uns gibt).

 

7 Dasselbe gilt für den Tod: Der Tod ist kein Ereignis innerhalb des Lebens, daher kann er nicht wahrgenommen werden, sondern er ist das Ende aller Wahrnehmung. Er betrifft uns daher, als wahrnehmende Wesen, streng genommen, nicht.

 

8 Andere Welten, die auch aus Atomen bestehen, kann es leicht geben. Unsere Wahrnehmung kann darüber nichts sagen, denn sie reicht ja nur so weit wie unsere eigene Welt reicht.

 

9 Die Wahrnehmung ist einerseits die Grundlage von allem, andererseits können wir versuchen, sie selbst zu erklären – dafür nehmen wir dann die Atome. Sehen müsste dann eine Art Austausch von Atomen sein.

 

10 Unser Handeln ordnen wir dann am besten ebenfalls nach der Wahrnehmung – und das kann dann eigentlich nur die möglichst angenehme Wahrnehmung sein, die wir vernünftigerweise anstreben sollten. Wir möchten so viel positive Wahrnehmungen haben wie möglich – oder besser: so wenig negative wie möglich: denn das ist leichter zu erreichen.

 

11 Für unser Handeln ist daher vor allem das wichtig, was unsere Wahrnehmung betrifft, und was uns eine möglichst positive Wahrmehmung ermöglicht, sowie negative Wahrnehmung weitestgehend ausschließt. Darum sind Freunde wichtig, die für uns eine positive Umgebung bilden können. Dagegen ist es naheliegend, sich nicht in unsichere Interaktionen mit Menschen, deren Reaktionsweisen wir nicht gut kennen, einzulassen – deshalb sollten wir die Politik und Ähnliches eher meiden.

 

12 Darum ist es eigentlich am besten, in einer angenehmen Umgebung mit Freunden zu leben; eben in einem Garten, der Unangenehmes ausschließt und abschirmt. Auch Reisen sind nicht so wichtig, denn alles Wichtige haben wir ja schon.

 

13 Das Ziel kann eigentlich nur die Seelenruhe sein. 

Literatur

Epikur, Briefe, Sprüche, Werkfragmente, Reclam 1980 (griechisch-deutsch) [Günstige zweisprachige Ausgabe, es fehlt der wichtige Brief an Pythokles. Im Seminar wird ergänzendes Material zur Verfügung gestellt.]

Der wichtigste Einzeltext ist der Brief an Herodotos. Davon gibt es zahlreiche Übersetzungen, von denen aber keine allen Anforderungen genügt. Näheres dazu im Seminar.

Es gibt zahlreiche weitere Ausgaben der Werke Epikurs. Die meisten sind ganz auf die Ethik und die Lehre von der Seelenruhe ausgerichtet.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WS 2019 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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