1723 stirbt in Jena Johann Christian Günther: Seine Gedichte, die individuelles Erleben gestalten, intimes Bekenntnis sind, eröffnen ein reiches Jahrhundert der deutschen Lyrik. Die Vorlesung untersucht zunächst knapp thematische und strukturelle Entwicklungen der Poesie hin zum späten 18. Jahrhundert. Friedrich Gottlob Klopstock, dessen ausdrucksstarkes lyrisches Werk anregend für Klassiker wie für Romantiker ist, bildet einen ersten Schwerpunkt. Die Dichter des sogenannten Göttinger Hains postulieren Volks- und Naturnähe, geben der Subjektivität neuen Raum. Die Herausbildung einer volkstümlichen Kunstballade (Schubart, Bürger) ist im Zusammenhang der Sturm- und Drang-Dichtung zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit soll Matthias Claudius gelten, dessen Lyrik mit Begriffen wie „hausbacken“ oder „treuherzig“ nicht annähernd zu erfassen ist.
Im Zentrum der Vorlesung stehen Entwicklungen der deutschen Lyrik um 1800: Goethes vergeistigte Natur- und Liebeslyrik der Weimarer Zeit ist ebenso Gegenstand wie ausgewählte Beispiele seiner Weltanschauungsdichtung.
Zwischen Volksliedtradition und vollendeter Kunstform bewegt sich die romantische Lyrik: Vor allem Clemens Brentanos Gedichte von hoher Musikalität sind zu beachten.
Am Ende steht Friedrich Hölderlins poetisches Ringen um Individuelles, Patriotisches und Menschheitliches, insbesondere in seinen ergreifenden Spätgedichten. |