Kommentar |
„Was können wir wissen?” gilt gemeinhin als die Grundfrage der Theoretischen Philosophie, vor allem der Erkenntnistheorie. Die Frage zielt aber – sofern sie philosophisch anspruchsvoll formuliert wird – auf eine ganz spezifische Art von Wissen, nämlich solches, das unbezweifelbar ist. So verstanden kann die Frage präziser formuliert und durch verschiedene Anschlussfragen ergänzt werden: Gibt es Wissen, das so gewiss ist, dass kein vernünftiger Mensch daran zweifeln kann (etwa, weil es selbst noch beim Zweifeln vorausgesetzt wird)? Welche Art Wissen kommt hier infrage (z.B. logisches, mathematisches oder Erfahrungswissen)? Was sind seine Quellen (z.B. Vernunft oder sinnliche Wahrnehmung)? Wie kann es erkannt werden (unmittelbar, re-konstruktiv, induktiv)? Worin gründet seine Evidenz (Intuition, Bewährung etc.)?
In der Philosophiegeschichte finden sich eine Vielzahl von Versuchen, begründete Antworten auf diese Fragen zu formulieren und entsprechende Theorien zu entwickeln. Da diese Theorien und die in ihnen formulierten Argumente jedoch anspruchsvoll sind und sich nicht einfach erschließen, ist es sinnvoll, den Umgang mit ihnen zu üben. Dies soll im Rahmen dieser Veranstaltung exemplarisch durch die Beschäftigung mit der Position Bertrand Russells geschehen, der neben Frege und Wittgenstein auch als Gründervater der analytischen Philosophie gilt.
Zentrale Ziele dieser Veranstaltung sind, den selbständigen Umgang mit philosophischen Theorien, also die dafür nötigen Fähigkeiten und Techniken einzuüben. Dazu gehören etwa: die methodischen Lektüre und Strukturierung der Texte, die Explikation grundlegender Begriffe, die Rekonstruktion, Analyse und Kritik von Argumenten, und auch die eigenständigen mündliche und schriftliche Formulierung begründeter Ansichten oder Thesen. All dies sind Fähigkeiten und Techniken, die auch für das gesamte Philosophie- und Ethikstudium grundlegend sind. |
Leistungsnachweis |
Die Prüfungsleistung wird durch ein Portfolio erbracht, in das mehrere Schreibaufgaben eingehen (u.a. Formulierung eines Glossareintrags zu einem Schlüsselbegriff, Erarbeitung einer Concept Map und einer strukturierten Gliederung zu einem der Kapitel, Rekonstruktion eines Arguments), die während des Semesters gemeinsam oder individuell bearbeitet werden. Diese wiederum können Grundlage eines argumentativen Kurzessays (3 Seiten), des entscheidenden Teils der Prüfungsleistung, sein.
(Genauere Hinweise werden in der ersten Sitzung gegeben.) |