Kommentar |
Die Philosophie der Stoa zielt wie andere Philosophien der Antike auf die Glückseligkeit bzw. das glückliche Leben des Einzelnen. Sie setzt sich dabei intensiv mit ihren Vorgängern auseinander: Von Heraklit übernimmt sie die Vorstellung, dass der Kosmos ein schaffendes Feuer und eine große Vernunft ist, von Sokrates lernt sie die rechte Art, Urteile zu fällen, und von Platon erhält sie die Überzeugung, dass Wissen allein der Schlüssel zum guten Leben ist. Die Stoiker entwickeln diese Ansätze aber weiter und so fordern sie besonders stark eine Erkenntnis des Ganzen, der klugen Ordnung des Kosmos, aber auch der sozialen Gemeinschaft, in die es sich einzuordnen gilt. Aus diesem Grund sind für den Stoiker das Studium der Logik und das Studium der theoretischen Philosophie nichts weniger als notwendige Voraussetzungen für das Studium und die Ausübung der abschließenden Disziplin, der Ethik. Die Stoa war durch die Philosophiegeschichte hinweg sehr einflussreich, einerseits durch ihre Beiträge zu den theoretischen Debatten der Antike und der Neuzeit, andererseits und vor allem auch durch ihre Ratschläge und Anleitungen zu einer guten Lebensführung, die bis heute aktuell sind.
Im Seminar soll ein Überblick über die Grundzüge, die charakteristischen Fragestellungen und Argumentationsweisen der stoischen Philosophie gegeben werden. Gelesen werden Fragmente der Gründer und Schuloberhäupter (Zenon, Kleanthes, Chrysipp, Panaitios) und Auszüge aus erhaltenen Werken der späten Stoa (Seneca, Epiktet, Marc Aurel) sowie doxographische Berichte (Cicero, Diogenes Laertios, Sextus Empiricus ...). Die Stoiker behandeln viele verschiedene Themen, wie z.B. Grammatik, Metereologie, Affektlehre, aber stets in Hinblick darauf, wie sich der Mensch vor dem Hintergrund dieses Wissens ethisch korrekt verhalten soll. Das Seminar bietet daher für Interessierte aller Themengebiete der Philosophie ein abwechslungsreiches Angebot und die Möglichkeit, sich dieser sowohl für historische als auch für systematische Fragen relevanten philosophischen Position zu nähern. |
Literatur |
Lektüregrundlage bildet die Textauswahl von Wolfgang Weinkauf, Philosophie der Stoa, Reclam 2001.
Eine aktuelle, übersichtliche, aber dennoch differenzierte Einführung in die stoische Philosophie bietet Anna Schriefl, Stoische Philosophie. Eine Einführung, Reclam 2019. Die Autorin behandelt inhaltliche Aspekte und setzt diese mit modernen Überlegungen in Beziehung, vollzieht die Geschichte der stoischen Schule und ihre Nachwirkung nach und gibt dabei immer wieder Hinweise auf die ältere wie neurere Forschungssituation. |