Kommentar |
Bachelor
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BA_VK_2 , ASQ
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Master
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MVK 4, MWVK
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Motiviert von Fragen nach sozialer Ungleichheit und Stereotypen zielt dieses Seminar darauf, ein mediales Produkt zu erzeugen, das wissenschaftliche Erkenntnisse öffentlichkeitswirksam macht und Diskussionen um Vielfalt und gesellschaftliches Miteinander befördert (beispielsweise ein Podcast, eine Website oder eine Video-Serie). Ausgangspunkt ist der Ansatz der Public Anthropology, der (nach Borofsky) darauf verweist, dass Anthropologen soziale Phänomene nicht nur beleuchten (sollen), sondern dazu auffordert, ein breites Publikum zu adressieren und sich über die Anregung öffentlicher Debatten am sozialen Wandel zu beteiligen.
Im Herbst 2018 sammelte ein Exkursionsteam von Lehrenden und Studierenden der Fachbereiche Volkskunde und Rumänistik/Südosteuropastudien im Banat, Transsilvanien und der Bukowina - Regionen, in denen u.a. Rumänen, Ungarn, Deutsche, Ukrainer und Roma seit Jahrhunderten nebeneinander leben - Interview- und weiteres Ton- und Bildmaterial. Auf der Suche nach dem Erfolgsrezept für das interkulturelle Miteinander traf das Team auch auf Aussagen wie die, dass ”Zigeuner einen Gendefekt” hätten oder dass man Rumänen die Präzision beim deutschen Tanz erst beibringen müsse. Die Konnotationen ethnischer Zugehörigkeit hallen derweil auch aus der Politik zurück: dem aus der deutschen Minderheit stammenden rumänischen Präsidenten wird eine Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen, während dieser gegen Korruption in Kreisen der Regierungselite vorgehen will. Ein europäisches Problem wurden derlei Konflikte spätestens mit der Aufnahme des Landes in die EU, der viele der Staatsbürger positiv gegenüberstehen. Der Möglichkeiten zur Mobilität, der Verbindung zum Heimatland für migrierte Rumänen steht aber auch gegenüber, dass sich viele Rumänischstämmige als EU-Bürger zweiter Klasse fühlen.
Wir wollen uns in diesem Seminar auf Mikroebene Fremd- und Selbstbildern innerhalb Europas widmen. Dabei geht es insbesondere um Menschen, die zwischen den beiden Bezugssystemen Deutschland und Rumänien leben. Grundlage sind bereits erhobene Feldforschungsdaten aus der Region (s.o., Exkursion); darüber hinaus besteht die Möglichkeit eigener kleiner Erhebungen hier vor Ort.
Das Seminar basiert auf der Zusammenarbeit zwischen den Fächern Rumänistik/ Südosteuropastudien und Volkskunde/Kulturgeschichte. Wir heißen darüber hinaus Studierende weiterer Fachbereiche ausdrücklich willkommen, um verschiedenste Kompetenzen sowohl in methodischer wie perspektivischer Hinsicht zu verschränken. |
Literatur |
Imam Subkhan: Public Anthropology in the United States and Indonesia, in: Humaniora 31/2 (2019), S. 107-117. (https://jurnal.ugm.ac.id/jurnal-humaniora/article/view/43598/24575). Adia Benton/Bonilla Yarimar: Rethinking Public Anthropologies in the Digital Age: Toward a New Dialogue, in: American Anthropologist 119/1 (2017), S. 154-156. (https://doi.org/10.1111/aman.12828). Reinhard Veser: Kommentar zur EU. Rumänien als Symptom. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.1.2019 (aktualisiert: 3.1.2019) (https://www.faz.net/-gq5-9ia3z). |
Bemerkung |
Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten: Erwartet wird die regelmäßige, aktive Teilnahme.
Bei Belegung als VK- oder Romanistik/SOE-Modul: Die Modulprüfung besteht aus der Konzeption und Mitarbeit am Endprodukt des Seminars. In Zusammenhang damit soll eine Hausarbeit abgefasst werden.
Bei Belegung als ASQ-Veranstaltung: Die Modulprüfung besteht aus der Konzeption und Mitarbeit am Endprodukt des Seminars.
Bemerkungen: Referate oder entsprechende Leistungen für das Modul „Fachspezifische Schlüsselqualifikationen FSQ” im Bachelorstudiengang sind möglich. Für Masterstudierende ist ein Referat im Seminar verpflichtend. |