Kommentar |
Ausgangspunkt für die Seminardiskussion ist die These, dass Sex(ualität) ein strukturierendes Element westlicher Sozialität darstellt, die Soziologie sich dieser konkret-materiellen Komponente des Begehrens als bedeutsamer Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens (als Strukturelement sozialer Interaktionen ebenso wie als normative Anforderung an die individuelle L(i)ebensführung) jedoch bislang nur marginal widmet. Online-Dating-Portale, die Verwendung sexualisierter Komponenten zur Vermittlung nicht-sexueller Inhalte, die Modi der Darstellung von Liebesbeziehungen ebenso wie die (historische wie aktuelle) juristische Einordnung sexueller Handlungen sind einige Beispiele, die im Kontext dieser These als empirische Nachweise gelten mögen.
Im Seminar erfolgt zunächst eine grundlegende Begriffsarbeit, die klären soll, was genau unter Sex(ualität)zu verstehen ist und wie sie mit etablierten Kategorien im Feld der soziologischen und queertheoretischen Auseinandersetzung mit Begehren ('desire') in Beziehung steht - zu nennen wären hier als erste Orientierung bspw. Begehrensstrukturen (die Art und Weise, wie wir uns zu etwas und/oder jemandem [nicht] hingezogen fühlen; Hetero-, Homo-, Bi-, Pan-, Poly- oder Asexualität etc.), L(i)ebensweisen (also die Art und Weise, wie wir diese Strukturierung empirisch gestalten; monoamor oder nicht-monoamor) oder Intimität (die [aucht nicht-körperliche] Nähe zu anderen). Anschließend werden wir den Stand der Forschung einer ‚Soziologie der Sexualität‘ ergründen. Dazu werden wir unterschiedliche soziologische Zugänge diskutieren und schauen uns auch an, wie jene wissenschaftlichen Disziplinen Sex(ualität) verhandeln, die bislang federführend im Bereich der sog. Sexualforschung sind. |
Literatur |
Methodologische Vorbereitung:
Butler, Judith (1997): Körper von Gewicht. Frankfurt/Main: Suhrkamp. S. 21-41
Foucault, Michel (1983): Sexualität und Wahrheit 1: Der Wille zum Wissen. Frankfurt/Main: Suhrkamp. |
Bemerkung |
Bitte beachten Sie:
a. Der Ausfall einiger Sitzungen wird in Form einer Blockveranstaltung kompensiert. An diesem Tag führen Sie eine Debatte zu einem gemeinsam festzulegenden Thema aus dem Bereich Soziologie der Sex(ualität) durch.
b. In der Woche 2.-6. Dezember 2019 entfällt unsere Seminarsitzung (unkompensiert). Stattdessen sind Sie eingeladen, an den Veranstaltungen im Rahmen einer von 'students for future' organisierten öffentlichen Aktions- und Lernwoche an der Universität teilzunehmen. Wir werden in der ersten Woche besprechen, ob wir als Seminarzusammenhang unsere Sitzung thematisch anpassen und für diese Aktionswoche öffnen.
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Leistungsnachweis |
Die regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar umfasst
- die Lektüre der Seminartexte
- die Teilnahme am Seminargeschehen
- Zudem:
- Übernahme eines Protokolls oder
- Verfassen von drei Thesen zu zwei der im Seminar behandelten Texten: Eine These, die die zentrale(n) Aussage(n) des Textes zusammenzieht und zwei kritische Diskussionsthesen
Für eine Modulprüfung ist eine schriftliche Leistung in Form einer Hausarbeit von 20-25 Seiten zu erbringen oder eine mündliche Prüfung von ca. 30 min abzulegen. Die Themenwahl findet sich im Kontext der behandelten Texte wieder, mindestens ein Text pro These muss aus dem Seminarkorpus (Moodle) stammen. |