Kommentar |
Die Veranstaltung, die sich ohne fachliche Restriktionen an alle Studenten von Geistes- und Sozialwissenschaften wendet, führt in einen sich derzeit rasant entwickelnden Querschnittsbereich ein, in dem die Geisteswissenschaften mit Methoden und Werkzeugen der Informatik zusammengeführt werden. Schwerpunkte der Vorlesung sind die fundamentalen Ressourcen der Digital Humanities in Gestalt von informationstechnisch aufbereiteten Korpora (sie enthalten textuelle und audiovisuelle Daten) und die inhaltliche Suche nach Informationen in den damit aufgespannten großen Datenräumen. Auch wird die Sicht auf Korpora als reine Rohdatenträger erweitert durch die Einführung von Metadaten (Daten, die andere Daten beschreiben) und Metadatensprachen (wie XML); sie sind eine wesentliche Voraussetzung für die semantisch kontrollierte Suche nach geisteswissenschaftlich relevanten Inhalten. Nach einem technischen Exkurs zu Grundlagen der Datenspeicherung und zu medienspezifischen Datenformaten für Texte und audiovisuelle Daten rückt wieder das Interesse an der inhaltlichen Beschreibung geisteswissenschaftlicher Datenbestände ins Zentrum der Betrachtung, und zwar in Gestalt von semantischen Technologien und für sie typischen „semantischen Rechenverfahren” (automatische Annotationssysteme als Ersatz für menschliche Annotatoren und Ontologien – sowie entsprechende Beschreibungssprachen (SKOS, OWL) – als formale Modelle konkreter Weltausschnitte). Im letzten methodischen Teil der Veranstaltung werden Ansätze zur Visualisierung von Daten in den Digital Humanities behandelt.
Vor dem Hintergrund dieser technologischen Entwicklungen wird dann die Informatisierung der Geisteswissenschaften methodologisch beleuchtet und die angestellten Überlegungen an Konzepten wie Empirie, Quantifizierung, Intersubjektivität exemplifiziert. Die Veranstaltung schließt mit der Vorstellung gelungener Fallstudien aus unterschiedlichen Anwendungsgebieten der Digital Humanities (Geschichts-, Medien-, Musik- und Literaturwissenschaft, Architektur, Archäologie usw.).
Das Modul ist als 2-stündige Verbundveranstaltung konzipiert, die sich in eine 1,5-stündige grundlagenbezogene Vorlesung und eine 0,5-stündige praxisnahe Übung unter einem Dach untergliedert. Die Vorlesung führt die Inhalte strukturiert ein, die Übungspassagen dienen der vertiefenden Klärung und konkreten Anwendung der in der Vorlesung erworbenen Kenntnisse. |