Lerninhalte |
Titel: Das Verstehen Anderer im Kontext unterschiedlicher persönlicher und sozialer Beziehungen
Kurzbeschreibung der Kursinhalte:
Die menschliche Fähigkeit zu repräsentieren und zu verstehen was andere denken, fühlen, glauben, wollen oder wissen nennt sich traditionell ´Theory of Mind´ und wird häufig auch als Mentalisieren, Gedankenlesen oder Perspektivenübernahme bezeichnet. Seit der ersten Erwähnung dieser Fähigkeit vor mehr als 40 Jahren (Premack & Woodruff, 1978) hat sich eine enorme Menge an Forschung zu dem Thema aus der Entwicklungspsychologie, der Vergleichenden Psychologie, der Linguistik, der kognitiven Neurowissenschaften und der Philosophie angereichert. Die Themen in diesen Forschungsfeldern kreisen dabei meist um die Debatte wie ´Theory of Mind´/Perspektivenübernahme funktioniert. Sozialpsychologische Phänomene, wie soziale Kategorisierung (z.b., alt und langsam) oder Intergruppendenken und –verhalten wurde dabei jedoch merkwürdiger Weise bisher recht stark außen vorgelassen.
Erste Arbeiten zeigen nun jedoch eindeutig, dass die Ausprägung der ´Theory of Mind´/Perspektivenübernahme sich stark verändert in Abhängigkeit von der persönlichen oder sozialen Beziehung die Menschen innerhalb einer sozialen Interaktion zueinander haben. So konnten Simpson & Todd (2017), dass wenn Menschen Perspektiven von Anderen übernehmen, die ihnen sehr ähnlichen sind (wie zum Beispiel Mitgliedern desselben Sportteams) ihre eigenen Ansichten und Absichten in den Weg geraten. Wenn diese Menschen jedoch Perspektiven von Menschen übernehmen, die ihnen eher unähnlich sind (wie zum Beispiel Mitgliedern eines fremden Sportteams) wird die Perspektivenübernahme sogar objektiver und korrekter.
In diesem empirischen Praktikum wollen wir uns anschauen wann es eher zu positiven und wann eher zu negativen Auswirkungen von ´Theory of Mind´ /Perspektivenübernahme kommt, in Abhängigkeit davon welche persönlichen und sozialen Beziehung zwischen Perspektivennehmer und Zielperson der Perspektivenübernahme bestehen.
Im Seminar werden wir folgende Literatur berücksichtigen, die auch gerne schon vorab konsultiert werden kann:
Apperly, I. A. (2012). What is ‚Theory of Mind? Concepts, cognitive processes and individual differences. The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 65, 825-839.
Rakoczy, H. (2014). What are the relations of thinking about groups and theory of mind? British Journal of Developmental Psychology, 32, 255-256.
Schneider, D., Grigutsch, A., Schurz, M., Zäske, R., & Schweinberger, S. (2018). Group membership and the effects on visual perspective taking. PsyArXiv
Simpson, A. J., & Todd, A. R. (2017). Intergroup visual perspective-taking: Shared group membership impairs self-perspective inhibition but may facilitate perspective calculation. Cognition, 166, 371-381.
Spaulding, S. (2017). Do you see what I see? How social differences influence mindreading. Synthese, 195, 4009-4030.
Todd, A. R., Hanko, K., Galinsky, A. D., & Mussweiler, T. (2011). When focusing on differences leads to similar perspectives. Psychological Science, 22, 134-141.
Auch der Fall um Eric Garner und die Diskussion im Radioprogramm This American Life (Episode 547 & 548) ist für die Thematik sehr relevant und darf vorher konsultiert werden. |