Kommentar |
Im historischen Gedächtnis weniger bekannt als ,1917‘ und von Lenin auf die bloße ,Generalprobe‘ dazu reduziert, zeigt sich die erste russische Revolution von 1905 mit der Komplexität ihrer auslösenden Faktoren und Vielfalt der Beteiligten doch durchaus als die interessantere. Ihre Ergebnisse werden bis heute kontrovers diskutiert. Die zarische Regierung überlebte das Aufbegehren in den Zentren, der Provinz und der Peripherie des Russischen Reiches damals zwar, wenngleich nur mit Zugeständnissen an politische und soziale Forderungen. Das Hauptseminar erschließt auf Basis von Quellen und Darstellungen mit neuen historiographischen Ansätzen die lang- und kurzfristigen Rahmenbedingungen und diversen Motive der Revolution, das Auftreten, die Forderungen und die Erwartungen der unterschiedlichen Beteiligten, einschließlich der Formierung politischer Parteien und Bewegungen. Hinterfragt und verglichen wird, wie weit es sich 1905 um eine allgemeine revolutionäre Bewegung handelte, d. h. um einen synchronen Aufstand der gesamten Gesellschaft, der gegen die alte, anachronistisch gewordene autokratische Ordnung gerichtet war.
Literatur: Abraham Ascher: The Revolution of 1905. A Short History, Stanford 2004; Felicitas Fischer von Weikersthal et al. (Hg.): The Russian Revoluton of 1905 in transcultural Perspective. Identities, Peripheries, and the Flow of Ideas, Bloomington 2013. |