Kommentar |
Das Seminar, das in Englisch stattfindet, thematisiert Sezessionskonflikte, also Bestrebungen sezessionistischer Gruppen, sich von ihren Mutterstaaten abzutrennen. Über die Hälfte aller Konflikte weltweit sind Sezessionskonflikte. Diese haben eine starke internationale Dimension, da solche Konflikte die territoriale Ordnung in Frage stellen und der völkerrechtlichen Anerkennung bedürfen. Zudem greifen sie oft auf Nachbarländer über und eskalieren gewaltsam. Oftmals köcheln die Konflikte lange vor sich hin, eskalieren immer wieder in gewaltsamen Eruptionen und entziehen sich externer Vermittlung. Manche enden mit Abspaltung oder gar internationaler Anerkennung, viele mit gewaltsamer Reintegration.
Dieses Seminar hat einen starken Aktualitätsbezug. Sezessionskonflikte sind nicht neu, haben jedoch seit Ende des Kalten Krieges, gerade in Europa, stark zugenommen (Jugoslawien, Sowjetunion). Wir werden uns v.a. mit Konflikten beschäftigen, die derzeit virulent sind – entweder, weil ein Unabhängigkeitsreferendum ansteht (Neu-Kaledonien) oder in den letzten Jahren stattgefunden hat (Katalonien, Schottland) oder weil der Konfliktaustrag derzeit gewaltsam ist (Ukraine, Burma).
Zunächst werden wir gemeinsam erarbeiten, wo dies derzeit der Fall ist. In diesem Rahmen werden Sie einen quantitativen Überblick über das Phänomen weltweit erhalten und eine Einführung in die Sezessionskonflikte in Europa (v.a. Kaukasus und Balkan). Danach befassen wir uns konzeptionell mit Sezession und den angrenzenden Phänomenen Irredentismus, Dismembration und De-Facto-Staatlichkeit und beleuchten dabei auch die völkerrechtliche und normative Problematik. Der Fokus liegt darauf, die Ursachen und Ausgang von Sezessionskonflikten zu verstehen, um auf dieser Basis Leitfragen für die anschließenden Fallstudien zu formulieren. Der Schwerpunkt des zweiten Seminarteils wird dann darauf liegen, die von uns identifizierten aktuellen Konflikte zu analysieren, sie zu vergleichen und mit den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse (theorietestend) abzugleichen. |
Literatur |
- Biermann, Rafael, Coercive Europeanization. The EU’s struggle to contain secessionism in the Balkans, European Security, 23:4, 2014, 484-508.
- Buchanan, Allen, Secession. The Morality of Political Divorce from Fort Sumter to Lithania and Quebec, Boulder, CO: Westview 1991.
- Buchheit, Lee C., Secession. The Legitimacy of Self-Determination, New Haven und London: Yale University Press 1978.
- Chazan, Naomi (Hg.), Irredentism and International Politics, Boulder, CO: Lynne Rienner 1991.
- Heraclides, Alexis, Secessionist minorities and external involvement, International Organization, 44:3, 1990, 341-78.
- Oeter, Stefan, Selbstbestimmungsrecht im Wandel. Überlegungen zur Debatte um Selbstbestimmung, Sezessionsrecht und `vorzeitige` Anerkennung, in Zeitschrift für Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht 52, 1992, 741-80.
- Pavkovic, Aleksandar und Radan, Peter (Hg.), The Ashgate Companion to Secession, Farnham: Ashgate 2011.
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Voraussetzungen |
Um einen Schein zu erwerben, muss während des Seminars ein Referat gehalten werden, inklusive Thesenpapier (30% der Note), anschließend eine Hausarbeit (70%). Regelmäßige Vorbereitung und aktive Beteiligung werden erwartet. Die Fachliteratur ist weitgehend in Englisch, aber gut lesbar. |