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Darstellungen des "ennui" in der französischen Literatur vom 16. bis 20. Jahrhundert - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 113681 Kurztext
Semester SS 2016 SWS 2
Teilnehmer 1. Platzvergabe 0 (manuelle Platzvergabe) Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe 24
Rhythmus Jedes Semester Studienjahr
Credits für IB und SPZ
E-Learning
Hyperlink
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Zur Zeit keine Belegung möglich
Abmeldefristen
Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung auch durch den Teilnehmer möglich.

Nach Zulassung ist eine Abmeldung nur durch den Dozenten möglich.
Termine Gruppe: 1-Gruppe iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson (Zuständigkeit) Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer 2. Platzvergabe
Einzeltermine anzeigen Di. 16:00 bis 18:00 w. 05.04.2016 bis
08.07.2016
Carl-Zeiß-Straße 3 - SR 121   findet statt  
Einzeltermine anzeigen Mi. 10:00 bis 18:00 Einzel-V. 07.09.2016 bis
07.09.2016
Ernst-Abbe-Platz 8 - SR 220 MMZ   findet statt 07.09.2016: 
Einzeltermine anzeigen Mi. 14:00 bis 18:00 Einzel-V. 14.09.2016 bis
14.09.2016
Ernst-Abbe-Platz 8 - SR 220 MMZ   findet statt  
Gruppe 1-Gruppe:



Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Di Maria, Diana verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Institut für Romanistik
Inhalt
Kommentar

„Dizem que o tédio é uma doença de inertes, ou que ataca só os que nada têm que fazer. Essa moléstia da alma é porém mais subtil: ataca os que têm disposição para ela, e poupa menos os que trabalham, ou fingem que trabalham (o que para o caso é o mesmo) que os inertes deveras. [...] O tédio pesa mais quando não tem a desculpa da inércia. O tédio dos grandes esforçados è o pior de todos. Não è o tédio a doença do aborrecimento de nada ter que fazer, mas a doença maior de se sentir que não vale a pena fazer nada. E, sendo assim, quanto mais há que fazer, mais tédio há que sentir.“ Fernando Pessoa, O livro do desassossego, entst. 1913-34, Fr. 445.

„Menschen, die heute überhaupt noch Zeit zur Langeweile haben, und sich doch nicht langweilen, sind gewiß genau so langweilig wie die anderen, die zur Langeweile nicht kommen. Denn ihr Selbst ist verschollen, dessen Gegenwart sie gerade in dieser so betriebsamen Welt dazu nötigen müßte, ohne Ziel und nirgendwo lang zu verweilen.“ Siegfried Kracauer: „Langeweile“, 1963, in: Das Ornament der Masse

„Boredom is bullshit. Boredom is for lazy people who have no imagination.” Adam in Girls, 2014

Alle drei Zitate beschäftigen sich mit verschiedenen Ausformungen, die das Gefühl, das wir im Deutschen mit dem unzureichend erscheinenden Begriff der Langeweile wiedergeben, annehmen kann. Was beim portugiesischen Dichter Fernando Pessoa tédio, d.h. Überdruss, genannt wird, ist vielmehr eine Unmöglichkeit zur Handlung, die sich trotz einer Fülle an Möglichkeiten zur Beschäftigung einstellt, die sich gar verschlimmert, je mehr solcher Möglichkeiten dem Ich zur Verfügung stehen. In ironischer Weise greift der Philosoph Siegfried Kracauer diese paradoxe Situation auf, wenn er denjenigen, die nicht von Langeweile befallen werden, schlicht eine zu große Einfältigkeit zuspricht. Heute, im 21. Jahrhundert, das wahrlich unendliche Möglichkeiten zur Beschäftigung bietet, ist die menschliche Fähigkeit zur Langeweile gewissermaßen betäubt, und es scheint schwer nachvollziehbar, welch drückende seelische Last der ennui Jahrhunderte lang hat sein können, um so zahlreiche Dichter und Denker dazu anzuregen, sich mit ihm zu beschäftigen.

Eng verwandt mit der christlichen Todsünde der acedia, der Trägheit, und der antiken Melancholie, schlägt der ennui in der französischen Tradition seit dem 16. Jahrhundert ganz eigene Wege ein. Dabei ist die ennui-Thematik letztlich eine so vorherrschende in allen Gattungen der neuzeitlichen französischen Literatur, dass das Seminar gleichsam einen kursorischen Überblick durch die verschiedenen Epochen und Genres wird geben können. Anhand exemplarischer Texte und Textauszüge wird sich das Seminar motivgeschichtlich dem ennui annähern. Ausgehend im 16. Jahrhundert von der Lyrik der Pléiade und der École Lyonnaise, den Romanen von Rabelais und Montaignes Essays, richtet sich der Blick im 17. Jahrhundert auf die Fragmente Pascals, La Rochefoucaulds und La Bruyères. Im 18. Jahrhundert widmen wir uns den Briefen der Mme Du Deffand und mit Rousseau und den préromantiques den Wegbereitern des mal du siècle, somit dem großen Thema der Prosa und Dichtung des 19. Jahrhunderts. Hier liegt auch der Schwerpunkt des Seminars und die Epoche, mit der wir uns vornehmlich beschäftigen werden. Beispiele aus der Lyrik der Romantik und des Symbolismus sowie Auszüge aus den großen Romanen des 19. Jahrhunderts sollen uns exemplarisch zeigen, wie vielfältig und umgreifend das Bild des ennui in diesem langen Jahrhundert die Literatur beeinflusst hat. Abschließend blicken wir auf die Ausläufer des ennui, die mit Gide, Valéry und Sartre noch das frühe 20. Jahrhundert prägen.

Am Ende dieses literatur- und motivgeschichtlichen Weges sollen die Studierenden einen Überblick einiger wichtiger Autoren und Strömungen der französischen Literatur der Neuzeit erhalten haben und möglicherweise kann die Frage nach der spezifischen Darstellung und Entwicklung des ennui als Motiv in der französischen Literatur beantwortet werden.

Literatur

Zur Einführung empfohlen:

Kuhn, Reinhard: „Ennui in der französischen Literatur“, in: Die neueren Sprachen, 66, 1967, S. 17-30.

Lessing, Hans-Ulrich: „Langeweile“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, Sp. 28-32.

 

Ein Reader mit Primärliteratur wird zu Beginn des Semesters in elektronischer Form bereitgestellt.

 

Weitere Sekundärliteratur:

Große, Jürgen: Philosophie der Langeweile, Stuttgart/ Weimar: J.B. Metzler 2008.

Jonard, Norbert: L’ennui dans la littérature européenne, Paris: Champion 1998.

Krakauer, Siegfried: „Langeweile“, in: ders.: Das Ornament der Masse. Essays, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1971, S. 321-325.

Kuhn, Reinhard: The demon of noontide. Ennui in Western Literature, Princeton: Princeton University Press 1976.

Safranski, Rüdiger: Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen, München: Hanser 2015.

Wüschner, Philipp: Die Entdeckung der Langeweile. Über eine subversive Laune der Philosophie, Wien/ Berlin: Turia + Kant 2011.

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SS 2016 , Aktuelles Semester: SoSe 2024

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