Kommentar |
Wahlkampf ist Zuspitzung und Auseinandersetzung. Im Kampf mit dem politischen Gegner geht es darum, für eine bestimmte Zeit Macht in einem politischen System zu erringen. Eine dafür tief in der US-amerikanischen politischen Kultur und Tradition verankerte und erfolgreiche Wahlkampfstrategie ist das „Negative Campaigning". Dabei wird mit gezielten Maßnahmen versucht, den politischen Gegner in den Medien und in der Wahrnehmung der Wähler in ein negatives Licht zu rücken. In Deutschland weisen die politisch Handelnden „Negative Campaigning" weit von sich. Hierzulande werden darunter verbale Schlammschlachten und Schmutzkampagnen verstanden, die nicht dem politischen Ethos der Bundesrepublik entsprechen. Dennoch gehören in Deutschland zugespitzte Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner zur Realität der Wahlkampfführung. Schon Bundeskanzler Adenauer versuchte mit der Behauptung, die SPD bekomme im Wahlkampf Geld aus dem Osten, den politischen Gegner zu diskreditieren. Nach dem für ihn positiven Wahlausgang nahm er die Aussage zurück. Es scheint festzustehen: Negativkampagnen in Deutschland treffen auf ein anderes politisches System, eine andere politische Kultur und ein anderes Grundverständnis von Politik in der Bevölkerung als in den USA.
Im Seminar werden Wahlkämpfe im Allgemeinen und Negativkampagnen im Speziellen erst aus theoretischer und dann aus Perspektive der Kandidaten und ihrer Wahlkampfteams untersucht. Es ist das Ziel, den Seminarteilnehmern einen detaillierten Einblick in den Ablauf und die unterschiedlichen Aufgaben einer Kampagne zu geben und auf das Führen von Wahlkämpfen und dessen Herausforderungen aufmerksam zu machen. Anhand eines erfundenen Wahlkampfs werden von der Planung bis zur konkreten Durchführung Aspekte einer modernen Negativkampagne aktiv unter der Mitarbeit der Seminarteilnehmer simuliert - von der Entwicklung der Botschaft, über das Design von Wahlkampfmaterial bis hin zum Schreiben von Reden. |
Literatur |
Althaus, Marco (Hrsg.), Kampagne. Neue Marschrouten politischer Strategie für Wahlkampf, PR und Lobbying, Münster 2001.
Bürklin, Wilhelm/ Klein, Markus, Wahlen und Wählerverhalten. Eine Einführung, 2. Aufl., Opladen 1998.
Plasser, Fritz, Globalisierung der Wahlkämpfe. Praktiken der campaign professionals im weltweiten Vergleich. Wien 2002.
Strohmeier, Gerd, Moderne Wahlkämpfe. Wie sie geplant, geführt und gewonnen werden, Baden-Baden 2002.
Kaltenthaler, Heike, Das Geheimnis des Wahlerfolges. Negative Campaigning in den USA, Frankfurt a.M. 2000. |
Leistungsnachweis |
Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist eine ständige aktive Beteiligung am Seminar, hinzu kommt die Lektüre der Pflichtliteratur. Außerdem wird jeder Teilnehmer ein kurzes Referat halten und sich aktiv in den jeweilige Arbeit der virtuellen Kampagne einbringen.
Prüfungsleistung: Analyse eines selbstgewählten Wahlkampfes oder eines anderen Themas aus dem Seminar in einer kurzen wissenschaftlichen Hausarbeit (ca. 12-15 Seiten) |