Im Fach Deutsch als Fremdsprache ist der Übergang von der Genese wissenschaftlichen Wissens in die Lehrpraxis von zentraler Bedeutung, weil er mit einer doppelten Herausforderung an die handelnden Personen einhergeht:
Zunächst müssen die Akteurinnen und Akteure eine begründete Auswahl relevanter Fachinhalte treffen. Das ist vor allem deshalb eine anspruchsvolle Aufgabe, weil Deutsch als Fremdsprache wie alle Fremdsprachendidaktiken zu den „gering strukturierten Domänen“ (Blömeke 2011; Legutke/ Schart 2016) innerhalb der Fachdidaktiken gezählt werden muss. Im Unterschied zur Mathematik beispielsweise stellt die Fachdidaktik DaF/DaZ kein Spiegelbild der Fachwissenschaft dar. Es muss vielmehr zunächst einmal bestimmt werden, welchen Inhalten überhaupt Relevanz zukommt.
Andererseits ist es aufgrund des hohen Anteils von vor allem auch nichtmuttersprachlichen Rezipientinnen und Rezipienten, für die das Deutsche eine Fremdsprache darstellt, immer auch notwendig, den Transfer von Wissen in eine angemessene sprachliche Form zu bringen. Die Materialbasis setzt eben nicht allein diese kritische Abwägung zwischen Fachwissenschaft und Relevanz für das Berufsfeld „DaF/DaZ-Lehrende“ voraus, sondern die Zielgruppe(n) stellen ebenso einen nicht vernachlässigbaren Kontextfaktor dar.
Es stellt sich daher die Frage, wie es unter diesen Voraussetzungen gelingen kann, komplexe Wissensbestände lehrbar zu machen bzw. welche Hindernisse es dabei zu bewältigen gilt. Dieser Herausforderung soll am Beispiel von aktuellen Aus- und Fortbildungsmaterialien nachgegangen werden. Sowohl das Goethe-Institut mit seinem Programm „Deutsch Lehren Lernen“ als auch der DAAD mit seinem Programm „Dhoch3“ haben in den letzten Jahren große (steuerfinanzierte) Anstrengungen unternommen, um den Forschungsstand des Faches Deutsch als Fremdsprache in Lehrkonzepten festzuhalten, die nun an Universitäten in Deutschland und weltweit zum Einsatz kommen und auf große Nachfrage stoßen.
Im Seminar wollen wir die Programme erkunden (Überblick über und Einblick in Kursräume) und dann analysieren (z.B. die Sprache: Niveau; Leseschwierigkeit, alternative Darstellungen/ oder z.B. den Inhalt: Themenauswahl, Modelle und Grundlagen, Darstellungsformen). Darüber hinaus wollen wir uns über verschiedene forschungsmethodische Ansätze (z.B. Interviews von Anwenderinnen und Anwendern) der Praxis und Realität des Einsatzes der Programme annähern. Das Interesse an solchen „programmierten Angeboten“ ist ebenso Voraussetzung zur Teilnahme, als auch das Erschließen und Umsetzen von verschiedenen Forschungsmethoden und engagierte Datenaufbereitungs- und -auswertungstätigkeit. |