Kommentar |
Der im Jahre 2000 eingeführte Begriff des „Anthropozäns“ bezeichnet eine Erdepoche, in der die globale Umwelt durch die Menschheit geprägt wird. Seitdem haben nicht nur verschiedene Zweige der Naturwissenschaften Daten erhoben und Modelle konstruiert, welche die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Biosphäre verdeutlichen. Es entstehen auch Narrative, die nach dem Beginn und den wesentlichen Merkmalen des neuen Zeitalters fragen und nach Wegen suchen, um den Herausforderungen der Umweltkrise zu begegnen. In dieser Lehrveranstaltung wollen wir uns mit diesen Narrativen auseinandersetzen. Wir werden uns dabei auch mit Ansätzen der Sozialwissenschaften befassen, die die Natur und das Erdsystem zum Gegenstand ihrer soziopolitischen, philosophischen und historischen Betrachtungen machen. Inwiefern bieten diese Ansätze einen anderen Blick auf das Anthropozän als eine reine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise? Eine wichtige Grundlage für unsere Diskussionen werden die Analysen der Wissenschaftshistoriker Christophe Bonneuil und Jean-Baptiste Fressoz, aber auch die Vorschläge von Bruno Latour, Donna Haraway und Isabelle Stengers für ein neues Verständnis der Natur und Naturwissenschaften sein.
Die Lehrveranstaltung richtet sich an Studierenden der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. |
Literatur |
Christophe Bonneuil und Jean-Baptiste Fressoz, The Shock of the Anthropocene. London: Verso, 2013; Bruno Latour, Kampf um Gaia. Acht Vorträge über das neue Klimaregime. Berlin: Suhrkamp, 2020; Isabelle Stengers, „The Earth Won’t Let Itself Be Watched”, in: Bruno Latour, Weigel, Peter (Hg.). Critical Zones. The Science and Politics on Landing on Earth, ZKM & MIT Press, 2020, 228-235. |