Kommentar |
Das Thema der Moderne ist seit ihrem Aufkommen im 19. Jahrhundert in verschiedenen Disziplinen immer wieder diskutiert worden - insbesondere in der Soziologie, die versucht hat, die Unterschiede zwischen "modernen" und "traditionellen" Gesellschaften herauszuarbeiten. Neben der Ausdifferenzierung und relativen Autonomie der gesellschaftlichen Handlungsfelder Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst wurden der Prozess der Säkularisierung und die Vielfalt statt Einheit als Kennzeichen der modernen Gesellschaft angesehen. Der Prozess der Säkularisierung brachte aber auch die Rückkehr der Religion in Form des religiösen Pluralismus in die modernen Gesellschaften, einschließlich des Fundamentalismus als Reaktion auf die Moderne. Ein weiterer Grund für Pluralismus und gesellschaftliche Vielfalt ist die Zuwanderung, die als ein Faktor für die Entstehung von Pluralität angesehen werden kann. Die heutige deutsche Gesellschaft kann aufgrund der massiven Zuwanderung aus anderen Ländern als die vielfältigste in der Geschichte Deutschlands bezeichnet werden. Diese Vielfalt führt zu einer weit verbreiteten Verunsicherung der Einwandernden und der Einwanderungsgesellschaft in Bezug auf kulturelle und religiöse Zugehörigkeiten, die früher als sicher galten. In diesem Kurs diskutieren wir die Veränderungen der religiösen Landschaft in Deutschland in den letzten Jahrzehnten, einschließlich des Säkularisierungsprozesses, sowie die Veränderungen der religiösen Landschaft in Deutschland als Einwanderungsgesellschaft. Im Zentrum steht die Pluralität des Christentums und des Islam in Deutschland. Wir untersuchen die Konsequenzen des religiösen Pluralismus für das interreligiöse und interkulturelle Zusammenleben und Aspekte des gesellschaftlichen und politischen Umgangs mit kultureller und religiöser Vielfalt. |