Im Jahr 1907 bricht in Rumänien – in rasanter Geschwindigkeit von der Moldau aus bis in die Walachei – ein großer Bauernaufstand aus, der vielfach als letzter großer Bauernaufstand in Europa bezeichnet wird. Die gesellschaftliche Schere zwischen einer kleinen politischen Elite und der über 80% agrarischen Bevölkerung blieb trotz mehrfacher Reformansätze seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unüberwindbar groß und die Spannung entlud sich explosiv und gewaltvoll seitens der Bauern, umgekehrt reagierte die Politik panisch und das Militärs agierte extrem brutal zur Wiederherstellung der „Ordnung“, was innerhalb einiger Wochen gelang – so dass dieser Aufstand bis heute nicht einmal als Fußnote in der europäischen Geschichtsschreibung erscheint.
In diesem Seminar interessiert uns der Zeitgeist um das Jahr 1907 in Rumänien und wie sich das gesellschaftliche Selbstverständnis in den durchaus politischen Kulturzeitschriften des Landes spiegelt. Wie erleben und reflektieren Intellektuelle und Literaten ihre Gesellschaft zu dieser Zeit? Wie blicken sie auf den Aufstand selbst? Welche Impulse finden sich, auch in den abgedruckten literarischen Texten, für notwendige Veränderungen? Im Zentrum der Lektüren steht die 1906 neu gegründete Kulturzeitung „Viata româneasca“, die vielen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wichtig werdenden Autor*innen ein erstes Forum bot und auch mit diesen vertraut macht.
Rumänischkenntnisse sind von großem Vorteil, wenigstens Grundkenntnisse erwünscht. |