Kommentar |
„Mein Bewusstsein – das ist in mir drin, wahrscheinlich im Gehirn.“ Diese Ansicht ist landläufig sowie auch in lange dominanten Strömungen der Philosophie des Geistes verbreitet. Sie zeigt sich etwa in Gedankenexperimenten wie Putnams „Gehirn im Tank“, nach welchen unsere Gehirne (hypothetisch) körperunabhängig Bewusstsein hervorbringen. Gegen solche Ansichten haben sich seit jeher Gegenstimmen gewandt, insbesondere seitens der Phänomenologie und des Pragmatismus. In der zeitgenössischen Philosophie des Geistes lassen sich diese Gegenstimmen unter der These des „verkörperten Bewusstseins“ (embodied cognition) fassen. Dieser zufolge ist Bewusstsein „intrinsisch verkörpert“, d.h. Bewusstsein setzt „den lebendigen Körper in Beziehung zu seiner Umwelt“ konstitutiv voraus (Fuchs, Schlette und Tewes 2017). Ein einfaches Beispiel hierfür ist das sogenannte Körperschema, etwa das Bewusstsein von der eigenen Körpergröße, welches sich mit dem Auf- und wieder Absetzen eines Helms verändern kann (Gallagher 2005). Doch auch in Bereichen der menschlichen Sprache und Kultur wird die Verkörperungsthese des Bewusstseins vertreten, beispielsweise wenn die menschliche Idee der Objektivität als „aus der Interaktion von Organismus und Umwelt hervorgegangen“ betrachtet wird (Jung 2017). Gemäß solchen Überlegungen sind unsere Körper auf vielfältige Weise an unserem Bewusstsein beteiligt und mentale Phänomene sind nicht rein interne Gehirnzustände, sondern umfassen den Körper. Im Seminar werden wir v.a. Texte der zeitgenössischen Philosophie des Geistes (z.B. Hurley, Gallagher, Noë, Thompson, Fuchs), diskutieren, die auf verschiedene Weisen für die Verkörperungsthese des Bewusstseins argumentieren. Je nach Interesse der Teilnehmenden können wir uns weiter mit klassischen Positionen der Phänomenologie und des Pragmatismus oder mit neuesten Anwendungen der Verkörperungsthese (z.B. in Bezug auf Moral, Sprache, Emotionen, kollektives Denken) auseinandersetzen. |