Kommentar |
Rechtspopulistische oder rechtsradikale Formationen rekrutieren ihre Anhängerschaft in der Regel aus allen Klassen und Schichten der Bevölkerung. Auffällig ist jedoch die überdurchschnittlich hohe Zustimmung, die Parteien der radikalen Rechten in der Arbeiterschaft genießen. Der Einfluss von AfD und anderen reicht offenkundig bis in die gewerkschaftlich organisierte und aktive Arbeiterschaft hinein. Gewerkschaftsmitglieder fallen im Vergleich zu Nichtmitgliedern „durch eine überzufällig häufigere Verharmlosung des Nationalsozialismus sowie mehr Zustimmung zum Antisemitismus und Sozialdarwinismus“ auf; etwa 13 Prozent haben ein „manifest rechtsextremes Weltbild“, heißt es beispielsweise in der Bielefelder Mitte-Studie. Wie ist das zu erklären? Und warum gelingt es einer Partei wie der AfD, die sich programmatisch teilweise marktradikal positioniert, die soziale Frage von rechts zu besetzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Masterseminar „Forschungspraxis“. Ziel der Veranstaltung ist es, in die Praxis qualitativer empirischer Forschung in der Arbeitswelt einzuführen. Das geschieht mittels Integration in ein laufendes Forschungsvorhaben des Arbeitsbereichs, das betriebliche Interessenvertreterinnen und -vertreter anhand leitfadengestützter Interviews befragt. Das Seminar findet wöchentlich im Umfang einer Doppelstunde statt. Die genaue Arbeitsweise wird in Abstimmung mit den Teilnehmenden festgelegt. Voraussetzung für einen Leistungsnachweise ist die Durchführung, Protokollierung und Interpretation eines Interviews. |
Literatur |
- Dörre, Klaus/Bose, Sophie/Lütten, John/Köster, Jakob (2018): Arbeiterbewegung von rechts? Motive und Grenzen einer imaginären Revolte. In: Berliner Journal für Soziologie, Jg. 28 H1-2, S. 55-90.
- Becker, Karina/Dörre, Klaus/Reif-Spirek, Peter (Hrsg.) (2018): Arbeiterbewegung von rechts? Ungleichheit – Verteilungskämpfe – populistische Revolte. Frankfurt am Main: Campus.
- Dörre, Klaus (2020): In der Warteschlange. Arbeiter*innen und die radikale Rechte. Münster: Westfälisches Dampfboot.
- Kiess, J., Schmidt, A. & Bose, S. (2022). Konfliktwahrnehmungsmuster der abhängig Beschäftigten in Deutschland. In O. Decker, J. Kiess, A. Heller & E. Brähler (Hrsg.), Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten (S. 287–320). Psychosozial-Verlag.
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