Kommentar |
Der demographische Wandel und die Alterung der Gesellschaft beschäftigen Wissenschaft, Politik und Feuilleton seit Jahren. Kein Dossier, keine Zukunftsdiskussion kommt ohne das Szenario leerer Rentenkassen, überfüllter Altenheime, verwaister Kindergärten und heftiger Verteilungskonflikte zwischen den Generationen aus. Parallel dazu verändern sich gesellschaftliche Altersbilder, alter(n)srelevante Strukturen des alltäglichen Lebens sowie Praktiken und (Selbst-)Deutungen (von jungen wie alten Menschen). Das Thema Altersarmut, eine klassenspezifische Lebenserwartung, die Prognose eines vermeintlichen Generationenkonflikts, Klagen über die Generation Z oder die Demografisierung sozialer Problemlagen deuten dabei darauf hin, dass in der alternden Gesellschaft neue Spaltungslinien entstehen bzw. bestehende Ungleichheiten und Spaltungen neu gerahmt werden. Mit Blick auf den Klimwandel und die zunehmenden Klimaproteste jüngerer Alterskohorten, aber auch mit der Pandemie und der unterschiedlichen Gefährdung qua Lebensalter haben zudem neue Dynamiken und Themen im Generationenverhältnis an Bedeutung gewonnen. Eine soziologische Perspektive, die sich diesen Wandelprozessen nähern will, muss sich zunächst auf theoretisch-konzeptioneller Ebene der Frage annehmen, was eigentlich unter Alter(n) zu verstehen ist und wie sich die Strukturkategorie Alter und die Prozesskategorie Altern zur Generation(enlagerung) und zu anderen gesellschaftlichen Strukturkategorien wie Geschlecht oder Klasse verhalten. Das Seminar bietet deshalb zunächst eine Einführung in zentrale Fragen der soziologischen Forschung zum Thema Alter(n), demografischer Wandel und Generationenbeziehungen.
Darauf aufbauend werden wir am Beispiel der Analyse von Generationenverhältnissen die Erhebung und Auswertung qualitativer, problemzentrierter Interviews erproben. Nach einer Einführung in zentrale Prämissen qualitativer Sozialforschung beschäftigen wir uns ausführlich mit der Wahl des Interviewformats, dem Feldzugang, dem Erstellen eines Interviewleitfadens, zentralen Fragen der Interviewführung und Ergebnissicherung sowie der Auswertung des erhobenen Materials. Die Teilnehmer*innen des Seminars arbeiten in thematischen Kleingruppen zusammen und alle führen ein eigenes Interview, das im Rahmen der schriftlichen Leistung (Hausarbeit) ausgewertet wird. |