| Kommentar |
Für viele gesellschaftliche Entwicklungen in der Gegenwart ebenso wie für die großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts wurde und wird „der Kapitalismus“ verantwortlich gemacht. Die new history of capitalism boomt, und die Vorstellung spezifisch kapitalistischer „Zukünfte“ wird ebenso diskutiert wie das mögliche „Ende“ des Kapitalismus. Dabei bleibt allerdings oft unklar, was unter diesem Begriff gefasst wird und inwiefern die Definitionen, die Karl Marx im 19. Jahrhundert vorschlug, für das 20. und 21. Jahrhundert noch tragen. Im Seminar soll es aber nicht in erster Linie um theoretische Positionen gehen, sondern um Bildwelten, mediale Repräsentationen und das kulturelle Wissen über ökonomische Verhältnisse. Dafür werden wir uns mit Ansätzen der Wissens- und Mediengeschichte beschäftigen sowie anhand von Romanen und Comics, Filmen und Fernsehserien die Frage beantworten, wie der Kapitalismus immer wieder neu visualisiert, vorgestellt und imaginiert wurde. Ziel des Seminars ist es, aus Einzelanalysen am Ende eine online verfügbare Dokumentation/Publikation zu erstellen. Die Bereitschaft, sich mit englischsprachigen Texten und Quellen auseinanderzusetzen, wird vorausgesetzt.
Literatur zur Einführung:
Jürgen Kocka, Geschichte des Kapitalismus, Bonn (Bundeszentrale für politische Bildung) 2013; Gunilla Budde (Hg.), Kapitalismus. Historische Annäherungen, Göttingen 2011; Ute Frevert, Kapitalismus, Märkte und Moral, München 2020; Jens Beckert, Imaginierte Zukunft. Fiktionale Erwartungen und die Dynamik des Kapitalismus, Berlin 2018; Gernot Böhme, Ästhetischer Kapitalismus, Berlin 2016; Tania Zittoun/Vlad Glaveanu (Hg.), Handbook of Imagination and Culture, Oxford 2017; Anna Abraham (Hg.), The Cambridge Handbook of the Imagination, Cambridge 2020; Frank Bösch/Annette Vowinckel, Mediengeschichte, Version: 2.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 29.10.2012, http://docupedia.de/zg/boesch_vowinckel_mediengeschichte_v2_de_2012; Monika Dommann, Wissensgeschichte ökonomischer Praktiken, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 37 (2014), 2, S. 107-111. |
