| Kommentar |
Steuern die Menschen in Deutschland auf eine weithin religionslose Zukunft zu? Diese Frage hätten vor wenigen Jahren viele Forscherinnen und Forscher, die sich mit Religion beschäftigen, noch bejaht. Mittlerweile ist aber deutlich geworden, dass das über lange Zeit prominente Säkularisierungsparadigma keine angemessene Beschreibung der Entwicklung von Religion im gegenwärtigen Deutschland bietet. Vielmehr wird unsere Gesellschaft religiös diverser – und zu den Optionen dieser Diversität zählt es denn auch, dass sich mehr und mehr Menschen als nicht-religiös verstehen. Zugleich werden sich immer mehr Menschen bewusst, dass wir bereits seit vielen Jahrzehnten in einer kulturell diversen Gesellschaft leben, welche zugleich stetig im Wandel ist.
Die Vorlesung wird diese beiden Begriffe der religiösen und kulturellen Diversität aufgreifen, genauer erörtern und diskutieren, wie religiöse Bildung in unserer religiös und kulturell diversen Gesellschaft stattfindet, stattfinden kann und stattfinden sollte, wobei dem Religionsunterricht als einem zentralen Ort religiöser Bildung besondere Aufmerksamkeit zukommen soll. Im Einzelnen werden dabei u.a. die religions- und kultursoziologischen Charakteristika der Gegenwart sowie Ursachen wie Flucht und Migration thematisiert, es wird Ausführungen zum Verhältnis von Staat und Religion in Deutschland und anderen Ländern geben (Frankreich, USA etc.) und es werden Streitfälle um Religion, die für pädagogische Kontexte relevant sind, zur Sprache kommen (Streit um die religiös motivierte Knabenbeschneidung, sog. Kopftuchstreit, sog. Kruzifixstreit, Streit um L-E-R u.a.m.). Auch religionskundliche Elemente (religiöse Sozialisation und Erziehung im Islam, im Christentum und im Judentum) werden in den Blick geraten, ebenso die vielfältigen Transformationen von Religion in der populären Kultur (Kinofilme, Popsongs, Comics etc.) sowie nicht zuletzt aktuelle religionsdidaktische Konzeptionen wie die performative, die kulturhermeneutische und die interreligiöse Religionsdidaktik. |
