Anarchistische Transformationstheorie - Einzelansicht

Der Anarchismus entstand im 19. Jh. als Hauptströmung im Sozialismus in Abgrenzung zur Politisierung dieser Graswurzelbewegung. Insbesondere die Erfahrungen der Französischen Revolution, der 1848er-Revolution und später der zweiten Russischen Revolution von 1917 führten dazu, dass Anarchist*innen die politische Revolution verwarfen. Im Sinne einer Kohärenz von Wegen und Zielen sollen Herrschaftsstrukturen nicht übernommen, sondern umgangen und abgebaut werden. Sie befürworten daher ein „laissez-faire” der gesellschaftlichen Entwicklung – doch sollte die soziale Evolution zugleich eine bestimmte Ausrichtung erhalten. Politische Reformen werden wiederum nicht nur als wenig effektiv erachtet, sondern verbleiben auch in den kritisierten Strukturen und Prozessen der politischen Macht. Daraus resultieren die Transformationsstrategien von mutualistischer Selbstorganisation, Aufstand und Subversion, autonomer Bewegung und sozialer Revolution.

Im Seminar werden wir uns mit diesen Ansätzen zur intentionalen Gesellschaftsveränderung beschäftigen und kritisch über Bedingungen und Möglichkeiten gesellschaftlichen Wandels diskutieren. Dies tun wir auch angesichts der massiven Anfechtung liberaler Demokratien durch den autoritären Rechtspopulismus. Grundlage wird eine Zusammenstellung unterschiedlicher klassischer und zeitgenössischer Texte sein, die wir kreativ weiterdenken.

Besonders am Seminar ist, dass wir – nach einem vorgelagerten und einem nachgelagerten Block – drei Tage in Folge miteinander verbringen und dadurch intensiv arbeiten und diskutieren werden. Die Durchführung soll in Jena teilweise abseits der Uni-Räume stattfinden. Neben inhaltlichen Inputs, der Textlektüre und moderierten Gruppendiskussionen wird es Kleingruppenarbeiten und Spaziergänge geben. Falls Fragen aufkommen, die die Entscheidung zur Anmeldung betreffen, wendet euch gerne an den Dozenten: jonathan.eibisch@uni-jena.de.