Formalismus und Realismus in der Filmtheorie - Einzelansicht

In der ersten Häfte der Theoriegeschichte des Films steht die Frage im Mittelpunkt, ob und unter welchen Bedingungen der Film eine Kunstform sein kann. Gegen den von Anfang an erhobenen Vorwurf, Filme seine nur mechanische Kopien der Realität und darum keine Kunst, besteht die Verteidungsstrategie des filmtheoretischen Formalismus darin, filmspezifische künstlerische Gestaltungsweisen aufzuzeigen. Der filmtheoretische Realismus stellt wiederum die Gegenthese auf, dass die Originalität des filmischen Medium nicht darin liegt, dass er Bildkompositionen entwirft und Fiktionen erschafft, sondern vielmer Wirklichkeiten erschließt und auf neue Weise sehen lässt. Auf den ersten Blick scheint heutzutage der Streit zwischen Formalismus und Realismus - Film als Formgebung oder Film als Aufdeckung von Realitäten - eindeutig zugunsten des Formalismus entschieden zu sein, wenn man insbesondere an neuere Entwicklungen der digitalen Manipulierung von Bildern denkt. Im Seminar sollen Texte des Formalismus (z.B. Eisenstein, Arnheim, Bordwell) sowie des Realismus (z.B. Bazin, Kracauer) gemeinsam gelesen und ihre Überzeugungskraft gerade auch im Hinblick auf ihre Aktualität für den Film im 21. Jahrhundert diskutiert werden. Vorkenntnisse sind natürlich sehr willkommen, aber keinesfalls Bedingung für die Teilnahme am Seminar.