Kommentar |
Lieselotte von der Pfalz, die Schwägerin des französischen Königs Ludwig XIV., schrieb 1686 in einem Brief über den Hof in Versailles: „Ja, wer nichts mitt dießem hoff hir zu thun hette, der müste sich halb kranck lachen, zu sehen, wie alles hergeht.“ Damit sprach Liselotte die nahezu alltäglichen Intrigen und Machtkämpfe an, die sich zwischen den Angehörigen der Hofgesellschaft – der königlichen Familie, Adligen, aber auch Günstlingen und Bediensteten – abspielten.
Ein Fürstenhof, wie jener in Versailles, war in der Frühen Neuzeit ein Mikrokosmos, in dem der Herrscher (seltener die Herrscherin) nicht nur das politische Machtzentrum darstellte, sondern auch der soziale Mittelpunkt. In dieser „Höfischen Gesellschaft“ (Norbert Elias) konkurrierten adlige Familienverbände um Hofämter und die Gunst der Herrschenden, denn ihr Wohlstand und ihre politischen Einflussmöglichkeiten hingen wesentlich von der Nähe zum Fürsten ab.
Im Seminar werden wir uns mit verschiedenen Facetten des Lebens an frühneuzeitlichen (europäischen) Fürstenhöfen befassen. Der Blick richtet sich dabei auf einzelne Akteure und Akteurinnen, aber auch auf Konzepte wie Ehre, die Bedeutung von Rangordnung und Hofämtern sowie auf das höfische Zeremoniell.
Fürstenhof und höfische Gesellschaft bilden den thematischen Rahmen zur Diskussion zentraler Begriffe und Entwicklungen der Frühen Neuzeit. Das Basismodul bietet so einen Einstieg in wichtige Forschungsdebatten und grundlegende Quellengattungen der Frühneuzeitforschung.
Literatur: Elias, Norbert, Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie, Frankfurt am Main 61992. Asch, Ronald G., Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit: Eine Einführung, Köln 2008 (UTB). |