Kommentar |
Die Sowjetunion unter Stalin steht für eine beispiellose diktatorische Gewalterfahrung. Bis heute dient der Begriff „Stalinismus” allgemein als Etikett für totale bzw. totalitäre Herrschaft und zugleich als Symbol der Entgrenzung diktatorischer Willkür. Diese Übung beleuchtet den Stalinismus als spezifisch sowjetische und russländische Epoche; eine Ära der Entwurzelung und des Kontrollwahns, die das Imperium dauerhaft transformierte. Auf Grundlage englisch- und deutschsprachiger Quellen beleuchten wir gemeinsam, wie die UdSSR durch Gewalt und Mobilisierung in verschiedenen geographischen, kulturellen und sozialen Kontexten geformt wurde und wie Individuen und Gruppen diese Umwälzungen erlebten und gestalteten. Wie wurde Herrschaft erlebt und durchgesetzt und welche Rolle spielte der Diktator selbst für diese Transformation? Was sind die Kennzeichen dieser Epoche und was war spezifisch sowjetisch am Stalinismus? Neben einer sozial- und kulturgeschichtlichen Annäherung an die Zeit zwischen 1928 und 1956, problematisieren wir in dieser Übung auch die Grenzen und Möglichkeiten der Forschungsterminologie (Totalitarismus, Imperium).
Literatur: Dietmar Neutatz: Träume und Alpträume. Eine Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert. München 2013; David Shearer: Policing Stalin’s Socialism. Repression and Social Order in the Soviet Union, 1924-1953. New Haven 2009; Lynne Viola: Peasant Rebels under Stalin. Collectivization and the Culture of Peasant Resistance. New York 1999; Lynne Viola: Stalinist Perpetrators on Trial. Scenes from the Great Terror in Soviet Ukraine. New York 2017; Mark Edele: Stalinism at War. The Soviet Union in World War II. London 2021. |