Die Geschichtskultur fordert schon lange die Thematisierung von Geschichtskultur als eigenen Gegenstand im Unterricht, statt sie nur zur Motivation und Veranschaulichung zu nutzen. Während Lehrpläne und Kompetenzmodelle ihre ganze Breite aufgreifen, scheint sich ihre Verankerung in der Unterrichtspraxis oft auf außerschulische Lernorte und das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen zu beschränken. Vernachlässigt werden hingegen populärkulturelle oder tendenziell wissenschaftsferne Objektivationen und Praktiken, dabei sprechen insbesondere pragmatische Überlegungen dafür: die teils plakativen Urteile sind leichter zu dekonstruieren, ihre Einbindung ist weniger zeitaufwändig als eine Exkursion und sie sind näher an der Lebenswelt der Schüler*innen.
Diese Überlegungen werden im Seminar ausführlicher diskutiert und geprüft, bevor wir konkrete Felder der Geschichtskultur auf ihre Eigenheiten und unterrichtspraktische Anwendung prüfen. Schwerpunkte werden dabei auf Spielzeug als früher Kontakt von Kindern mit Geschichte, Filme und Social Media sein, wodurch sich Bezüge zur allgemeinen Medienbildung aufbauen lassen.
Zusätzlich suchen wir nach wiederkehrenden Deutungsmustern wie Kommerzialisierung, Nostalgie oder Revisionismus, um später flexibel auf neue Diskurse und Phänomene reagieren zu können, mögliche Anwendungen finden sich tagespolitischen Debatten oder im Stadtmarketing.
Literatur: Hannes Burkhardt: Geschichte in den Social Media. Nationalsozialismus und Holocaust in Erinnerungskulturen auf Facebook, Twitter, Pinterest und Instagram, Göttingen 2021. Babara Korte/Sylvia Paletschek (Hg.): History goes Pop. Zur Repräsentation von Geschichte in populären Medien und Genres, Bielefeld 2009. Martin Lücke/Irmgard Zündorf: Einführung in die Public History, Göttingen 2018. |