Kommentar |
Seit der Erfindung des Buchdrucks dürfte keine Innovation einen so großen Einfluss auf das Lesen und die Welt der Texte gehabt haben wie die Digitalität. Gemeint ist damit nicht nur, dass wir Texte nun nicht mehr ausschließlich in Büchern, sondern auch auf unterschiedlichen digitalen Endgeräten lesen. Auch die Leseprozesse, die Beschaffenheit und Anzahl von Textsorten sowie die Vorerfahrungen und Bedürfnisse der Lesenden haben sich in den letzten Jahren massiv verändert. Im Seminar wollen wir vor diesem Hintergrund danach fragen, was genau das Lesen in einer Kultur der Digitalität auszeichnet und welche didaktischen Chancen und Herausforderungen es mit sich bringt. Im ersten Teil des Seminars werden wir uns damit beschäftigen, welche kognitiven Prozesse dem digitalen Lesen zugrunde liegen und warum es (nicht nur) für Kinder- und Jugendliche kompliziert sein kann, Texte im digitalen Raum auch angesichts von Fake-News und komplexen Verweisstrukturen (vertieft) zu verstehen. Während sich dieser erste Seminarteil noch überwiegend auf Sachtexte (journalistische Texte, Wikipediaeinträge usw.) konzentriert, stehen im Fokus des zweiten Seminarteils literarische Texte und damit verbundene Umgangsweisen in einer Kultur der Digitalität. Ansehen werden wir uns hier beispielsweise Twitteratur oder Instapoetry sowie unterschiedliche digitale Lesegemeinschaften und -plattformen (wie etwa #BookTok oder Wattpad). Auf diese Weise haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, bereits bekannte Themen aus ihrem literatur- und sprachdidaktischen Studium (Einführungsseminar, 'Und-Schule-Module') unter einer digitalitätsbezogenen Perspektive neu zu betrachten.
Ein besonderes Highlight des Seminars besteht darin, dass der erste Teil des Seminars in Kooperation mit Studierenden der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest stattfinden wird. In mehreren Sitzungen werden die Teilnehmenden also die Möglichkeit haben, mit Studierenden einer ausländischen Universität gemeinsam an vorher abgestimmten Seminarinhalten zu arbeiten. (Die Kommunikation erfolgt auf Deutsch; Seminarsitzungen, die mit Budapest stattfinden, beginnen um 10:00 Uhr s. t.).
Die kooperativen Sitzungen mit Budapest finden über Zoom oder MS Teams statt. Ansonsten handelt es sich um ein wöchentlich in Jena stattfindendes Präsenzseminar. |
Voraussetzungen |
Studierende, die das Seminar besuchen und eine Prüfung ablegen wollen, sollten Neugierde mitbringen, sich mit digitalitätsbezogenen Fragen wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Im Seminar werden hierfür Impulse gegeben, die allerdings eine eigenständige und zugleich weiterführende Beschäftigung mit den Themen nicht ersetzen. |
Leistungsnachweis |
Es handelt sich bei dem Seminar um ein Vorbereitungsmodul für die Staatsexamensprüfung (Gymnasium/Regelschule). Der Leistungsnachweis besteht daher in einer 30-minütigen, mündlichen Abschlussprüfung, auf die im Seminar sukzessive hingearbeitet wird. Die Termine werden spätestens in der Mitte des Semesters in Abstimmung mit den Seminarteilnehmenden festgelegt. |